Saatkrähen:Intelligente Störenfriede

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Saatkrähen gelten als schlau, sind aber vielerorts nicht besonders beliebt. (Foto: Wilfried Martin/imago)

Die Zahl der Saatkrähen ist in den vergangenen Jahren erfreulich gewachsen. Der schwarze Rabenvogel ist aber nicht überall gern gesehen. Anwohner klagen über Lärm. Gilching will mit einem Konzept das Problem lösen

Von Wolfgang Prochaska, Gilching

Sie ist schlau, gesellig und monogam. Die Saatkrähe ist trotz ihrer sympathischen Eigenschaften bei nicht allen menschlichen Zeitgenossen gerne gesehen. In Gilching hat es im vergangenen Jahr doch einige Beschwerden von Hausbesitzern gegeben, die sich über den Lärm der Vögel aufregten. Und da sie sich gern in Kolonien von bis zu 50 Paaren sammeln, fällt auch ein Haufen Vogelkot an - ebenfalls nicht zur Freude der Garten- und Autobesitzer. Zwar dauert diese Belästigung nur von März bis Ende April, wenn die Vögel ihrem Brutgeschäft nachgehen, dennoch sehen viele Hausbesitzer nicht nur in Gilching in den Vögeln ein Ärgernis, was auch daran liegen mag, dass der Bestand von 655 Brutpaaren in ganz Bayern vor 60 Jahren auf etwa 7000 bis heute gewachsen ist. Mit anderen Worten: Es gibt wieder mehr Vögel.

Wegen des wachsenden Unmuts arbeitet man im Gilchinger Rathaus an einem Lösungskonzept. Vorgearbeitet hat schon das bayerische Landesamt für Umwelt, das vor fünf Jahren ein "Konzept zum Umgang von Saatkrähenkolonien in Bayern" entwickelt hat. Das Problem mit den Saatkrähen ist eben nicht nur auf Gilching beschränkt. In diesem Konzept wird davor gewarnt, die Tiere mit bestimmten Aktionen wie das Fällen von Nistbäumen oder Böller zu vertreiben. "Keine dieser Maßnahmen war nachhaltig erfolgreich", schreibt das Umweltamt. Tatsache ist: Wenn man die Vögel vertreibt, siedeln sie sich in kleineren Kolonien erneut an, die dank des Platzes sehr schnell wachsen. Bejagen kommt nicht in Frage - die schwarzen Vögel stehen auf der Vorwarnstufe zur Roten Liste.

Für Jan Haas, Umweltbeauftragter im Gilchinger Rathaus, ist es daher keine leichte Aufgabe, im wahrsten Sinn des Wortes wieder für Ruhe in der Gemeinde zu sorgen. Der Plan von Haas sieht deshalb vor, dass man auf gemeindeeigenen Grundstücken, die bewaldet oder auf denen Bäume stehen, die zum Nisten für Krähen geeignet sind, diese zu Standorten für Krähenkolonien erklärt. "Die Saatkrähe ist ein toller Vogel und intelligent", schwärmt Haas. Man könne an ihr feststellen, dass Gilching nicht nur bei den Menschen als Wohnort beliebt ist, sondern auch bei den Vögeln.

105 Brutpaare an fünf Standort hat man in der Gemeinde gezählt, die Tendenz ist weiter steigend, was wohl laut Haas auch daran liegen könnte, dass die Tiere aus anderen Revieren stammen, aus denen sie vertrieben wurden. Er befürchtet nun, dass in Gilching immer neue "Splitterkolonien" entstehen könnten, was die Population weiter vergrößern würde - und damit den Ärger. So gibt es eine große Kolonie im Bereich der Straßenmeisterei. Dort aber sollen Wohncontainer errichtet werden, was zur Folge haben wird, dass die Vögel sich neue Nistmöglichkeiten suchen und neue, kleinere Kolonien bilden. Könnte man die Vögel in bestimmte Bereiche am Ortsrand locken, wären die ärgsten Probleme gelöst. "Wir müssen das steuern und den Vögeln entsprechende Bäume in der freien Landschaft bieten", meinte Haas. So hat die Gemeinde in Richtung Alling Grundstücke, die geeignet wären.

Sein Konzept will er nicht im Alleingang umsetzen. Damit es einigermaßen erfolgreich ist, will er die Bauern, Jäger, Natur- und Vogelschützer mit einbinden. Von einer "Imagekampagne für die Saatkrähe" ist die Rede. Damit erhofft er sich, die illegalen Vertreibungsaktionen wie das Entfernen von Nestern in der Brutzeit, die nur kontraproduktiv sind, auf Dauer zu verhindern. Haas fühlt sich auch durch die Regierung von Oberbayern bestätigt. Im Januar dieses Jahres hat ein Saatkrähenforum stattgefunden, in dessen Rahmen festgestellt wurde, dass Vergrämungspläne ohne adäquate Ausweichmöglichkeiten für die Tiere im Grunde nutzlos sind. Der Starnberger Kreisvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz, Horst Guckelsberger, begrüßt die Aktion, sieht sie aber eher skeptisch. "Die Vögel wollen lieber im Wohngebieten siedeln." Als Beispiel nennt er Hechendorf, wo die Krähen neben einem Kindergarten den Nestbau betreiben und nicht ins schöne Aubachtal ziehen.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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