Ruhestand:Der Mann mit den Millionen

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Bis kommenden Juni kann Max Steigenberger seine Nachfolgerin Regina Metz einarbeiten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Max Steigenberger gibt nach 30 Jahren Dießens Kämmerei an die 29-jährige Regina Metz ab

Von Armin Greune, Dießen

Sein 45-jähriges Dienstjubiläum im Dießener Rathaus hat er vergangene Woche gefeiert, im kommenden Juni wird Kämmerer Max Steigenberger offiziell verabschiedet. Bis dahin bleibt Zeit, seine Nachfolgerin einzuarbeiten. Verwaltungsfachwirtin Regina Metz wird die Kasse der Marktgemeinde übernehmen, aller Voraussicht nach mit einem satten Überschuss: Am Ende des vergangenen Haushaltsjahres verfügte Dießen über Rücklagen von 8 Millionen Euro.

Als Steigenberger im April 1990 die Kasse übernahm - sechs Jahre bevor Herbert Kirsch zum Bürgermeister gewählt wurde - sah die Finanzlage der Gemeinde noch ganz anders aus. Der Höhepunkt des Schuldenbergs war 1999 erreicht, als Dießen mit 11,5 Millionen Mark in der Kreide stand. Danach wurde jahrelang eine strikte Sparpolitik verfolgt, seit 17 Jahren hat die Kommune keine neuen Kredite mehr aufgenommen. 2013 war Dießen erstmals frei von Verbindlichkeiten, zu Beginn des Vorjahres konnte man 11,1 Millionen Euro an Rücklagen vorweisen. "Max Steigenberger hat mit seiner umsichtigen Art daran maßgeblich Anteil", sagt Karl-Heinz Springer, Geschäftsleiter im Rathaus.

Für die Finanzpolitik des scheidenden Kämmerers war charakteristisch, dass seine Haushaltsentwürfe und -pläne stets sehr pessimistisch ausgelegt waren, 1999 kalkulierte er zunächst gar mit einem Defizit von 17 Millionen Mark. Doch am Jahresende sah die Bilanz dank höherer Steuereinnahmen und verschobener Ausgaben stets viel besser aus, als der Haushaltsansatz erwarten ließ: Am besten verlief 2016, als geplant war, die 4,7 Millionen Euro aus der Rücklage aufzubrauchen - stattdessen nahm sie um 1,5 Millionen Euro zu.

Steigenberger kann beruflich wie privat als Dießener Urgestein bezeichnet werden. Bereits seine Eltern lebten in der Marktgemeinde, nur zu seiner Geburt mussten sie an das andere Ufer des Ammersees reisen: Max Steigenberger erblickte in der Entbindungsstation Wartaweil das Licht der Welt. Seitdem lebt der heute 62-Jährige in Dießen, wo er auch seine gesamte berufliche Laufbahn im Rathaus absolvierte: "Ich hab das auch nie bereut." 1974 trat er dort seine erste Stelle als Verwaltungsfachangestellter an, 1983 wurde er zum Kassenverwalter bestellt. Wenn er im Sommer 2020 nun nach mehr als 30 Jahren die Finanzplanung der Kommune abgibt, ist ihm vor dem Ruhestand nicht bange: "Ich freu' mich auf die Zeit", sagt der Vater dreier erwachsener Kinder.

Als Steigenberger die Kämmerei im Rathaus übernahm - wozu auch Liegenschafts- und Versicherungsangelegenheiten gehören - wurde Regina Metz gerade geboren. Auch sie ist in Dießen verwurzelt und aufgewachsen, genauer im ländlichen Ortsteil Dettenhofen, wie sie nicht frei von Lokalpatriotismus betont. Zur Ausbildung war sie im Landratsamt Landsberg, wo sie danach auch kurz in der Abteilung für Wasserrecht arbeitete, bis sie Bürgermeister Herbert Kirsch für das Dießener Rathaus rekrutierte. Dort fing sie 2008 im Einwohnermeldeamt an, 2014 rückte sie in Kirschs Vorzimmer auf, nachdem sie sich zwei Jahre lang zur Verwaltungsfachwirtin weiterqualifiziert hatte. Metz hatte nicht von vornherein beabsichtigt, die Kämmerei des Marktes zu führen. Das habe sich erst ergeben, als die Stelle im Januar ausgeschrieben wurde, sagt die 29-Jährige. Ihr erstes Großprojekt wird nun der Entwurf des Dießener Haushaltsplans für das kommende Jahr.

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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