Rückblick 2021:Wenn Wohnen zum Luxus wird

Lesezeit: 2 min

Kommunen und Verbände bauen, damit auch weniger Betuchte hier leben können

Von Sabine Bader, Starnberg

Dieser Landkreis hat so ziemlich alles im Überfluss: schützenswerte Landschaft, Bergpanoramen und Seen. Wo sich andere im Sommer auf einem Fleckchen am örtlichen Badetümpel drängen, kann man hier einen von fünf Seen zur Erholung auswählen. Nur eines hat das Fünfseenland nicht: bezahlbaren Wohnraum. Mit diesem Problem sehen sich alle Kommunen im Umkreis von München konfrontiert. Der anhaltende Immobilienboom hat beim Kauf fast flächendeckend zu vierstelligen Quadratmeterpreisen geführt. Das wirkt sich natürlich auch auf die Mieten aus, die in geradezu astronomische Höhen klettern. Und wer bauen möchte, muss entweder gut betucht sein oder das Glück haben, bei einem der wenigen Einheimischen-Projekte zum Zuge zu kommen.

Kein Wunder, dass Uttings Bürgermeister Florian Hoffmann in Hochstimmung gerät, als er im Januar 2021 einen Spaten auf dem gefrorenen Schmuckergelände in den Händen hält. Damit wird ein Wohnbauprojekt eingeläutet, das weit über die Nachbarschaft hinaus Aufmerksamkeit erlangt. Die 4500-Seelen-Gemeinde Utting schafft Wohnraum für rund 200 Bürger mit mittleren Einkommen, und sie übernimmt dabei die Regie über Planung, Bau, Vergabe und Vermietung der 88 Wohnungen.

Gute Absichten hat auch die Stadt Starnberg mit ihrem Einheimischenmodell "Am Wiesengrund". Von Beginn an hakt es zunächst bei der Vergabe, dann dringt Wasser in die Baugruben ein, Mitte des Jahres bahnt sich neuer Ärger an: Die ersten der insgesamt 51 Bauherren haben bereits mit den Rohbauten begonnen, als ein Nachbar im Eilverfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof München (VGH) Klage gegen den Bau der Heizzentrale einlegt. Eine Entscheidung darüber steht bis heute aus.

Anfang Juli feiert der "Verband Wohnen" des Landkreises Starnberg: 70 Wohnungen "Am Kallerbach" in Tutzing sind nach zwei Jahren Bauzeit bezugsfertig. 25 Millionen Euro investiert der Sozialverband, das Grundstück stellt die Gemeinde zur Verfügung. Die fünf Baukörper am Tutzinger Ortsrand gehören zu den größeren Projekten des Verbands, der insgesamt 2500 Wohnungen in 13 Landkreisgemeinden besitzt. Eines der nächsten Vorhaben ist das "Wohnzentrum Osterfeld" in der Gemeinde Berg: Um die 30 Sozialwohnungen auf einer gemeindeeigenen Fläche zwischen Aufkirchen und Aufhausen zu realisieren, stimmt der Kreistag im Oktober zu, 4000 Quadratmeter aus dem Landschaftsschutzgebiet zu nehmen.

In Starnberg gibt es seit 1921 die "Wohnungsgenossenschaft Starnberger See". Deren Ziel ist es, ihren 1662 Mitgliedern Wohnraum zu angemessenen Preisen zu beschaffen. Im Bestand hat sie 570 Mietwohnungen, die durchschnittlich zum Preis von 6,70 Euro pro Quadratmeter vermietet sind. Auf die große Feier zum 100. Geburtstag der Genossenschaft müssen die Mitglieder im Oktober wegen der Pandemie verzichten. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Von 2023 an sollen in der Egerer Straße drei Gebäude mit 80 Wohnungen entstehen.

© SZ vom 28.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: