Routinekontrolle deckt auf:Risse unter der Himmelskuppel

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Im Marienmünster in Dießen sind im Bereich des Chorbogens gefährliche Veränderungen entdeckt worden. Es bestehe eine "akute Gefährdung für Kirchenbesucher". Der Raum vor dem Altar ist deshalb gesperrt

Von Christian Deussing, Dießen

Bedrohliche Risse im Chorbogen unter der Himmelskuppel des Marienmünsters in Dießen haben die Kirchenoberen aufgeschreckt. Die Schäden wurden bei einer Routinekontrolle entdeckt, woraufhin das Bistum Augsburg den Chorraum vor dem Altar sofort sperren ließ. Denn es bestehe eine "akute Gefährdung für Besucher und Passanten", heißt es in der Anweisung an den Dießener Pfarrer Josef Kirchensteiner. So könnten sich Stuckteile lösen und aus knapp 20 Metern Höhe vom Chorbogen herunterfallen - und zum Beispiel auch den Pfarrer oder Ministranten schwer verletzen.

Die Statik des Gebäudes sei aber nicht gefährdet, das in den achtziger Jahren aufwendig saniert worden war, teilte Kirchenpfleger Peter Keck von der Pfarrkirchenstiftung "Mariä Himmelfahrt" in Dießen mit. Die Gottesdienste müssen nun schon eher als geplant in der beheizten Winterkirche St. Stephan nebenan abgehalten werden. Die angekündigten Konzerte im Münster werden jedoch stattfinden. Nun wollen aber ein Projektmanager der Diözese Augsburg, Fachingenieure und ein Stukkateur den 20 Meter breiten Chorbogen von einer Hubbühne aus erneut unter die Lupe nehmen. Geprüft wird vor allem der längste Riss, der sich über die gesamte Spannbreite des Chorbogens "Dießener Himmel" zieht und den Experten Sorgen macht. Der Riss ist zwar nicht unbekannt, er hat sich aber plötzlich bedenklich verändert. Da müsse "eine Bewegung" erfolgt sein, deren Ursache allerdings noch unklar sei, berichtet der Kirchenpfleger. "Es ist spannend, nun herauszufinden, warum die Veränderungen passiert sind." Die "Fehlerquellen" müssten jetzt jedenfalls gesucht werden, betont Keck.

Bereits in der kommenden Woche wird die Erkundung erfolgen. Danach wird wohl auch bald entschieden, ob von einer mobilen Hebebühne aus die Schäden zu beseitigen sind oder der Chorraum eingerüstet werden muss. Auf jeden Fall sollen die Arbeiten äußerst gründlich sein. "Denn was nützt das alles, wenn bald danach wider Risse sichtbar werden", sagt Keck.

Auf die weiteren Untersuchungen verweist auch Pfarrer Kirchensteiner, der mit dem unerfreulichen Befund noch gelassen umgeht. Jetzt gelte es, erstmal abzuwarten, was genau herausgefunden wird, beschwichtigt er. Wichtig sei es vor allem, dass die Standsicherheit des Münsters weiterhin gegeben sei. Nun kleben vier Warnschilder in Folien auf der Schranke zum Chorraum, der halt bis auf Weiteres nicht mehr betreten werden darf. Ein ahnungsloser Kirchenbesucher vermutet, dass damit potenzielle Diebe abgehalten werden sollen, Kostbarkeiten aus dem Altarbereich zu stehlen. Von der Gefahr, dass Putzteile und Ornamente aus dem Gewölbe herunterkrachen könnten, wusste der Mann nichts. Als seine Begleiterin von dem Risiko erfuhr, sagte sie im skurrilen Scherz: "Es gibt doch nichts Schöneres, als in der Kirche erschlagen zu werden." Soweit wird es zum Glück nicht kommen.

Zuletzt musste das Marienmünster, in dem der "Dießener Himmel" über dem Altar mit seinen 28 Heligen und Seligen berühmt ist, im Jahr 2010 über mehrere Monate geschlossen werden. Damals hatte sich der Holzwurm eingenistet und nagte sich durch die Kirchenausstattung vom Boden über das Gestühl bis zu den Altären und Skulpturen. Ein Reparaturteam muste ganze Arbeit leisten, und Schädlingsbekämpfer erstickten die Larven des Gemeinen Nagekäfers. Doch diesmal hat die Kirche mit einem anderen Problem zu tun.

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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