Roseninsel:Bojen gegen die Zerstörung

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Um die prähistorischen Pfahlbauten auf dem Seegrund vor der Roseninsel zu schützen, setzt die Denkmalpflege auf Markierungen

Von Wolfgang Prochaska, Roseninsel

Es sollte nicht viel Aufhebens um die Aktion gemacht werden. Möglichst keine Zuschauer. Der Wunsch ging in Erfüllung, denn der Himmel war bedeckt und das Wetter regnerisch. Seit dem vergangenen Wochenende warnen drei knallrote Bojen zwischen der Roseninsel und dem Lenné-Park vor den im seichten Wasser liegenden Pfahlbauten. Die Überreste, die etwa 5000 Jahre alt sind und für Archäologen wichtige Hinweise zur vorchristlichen Siedlungsgeschichte geben, gehören zum Unesco-Weltkulturerbe. Angesichts ihrer zunehmenden Zerstörung setzt das zuständige Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in Abstimmung mit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung nun ein deutliches Signal.

"Es ist notwendig", sagt Pressesprecherin Alexandra Beck von der Denkmalpflege. Am Welterbetag Anfang Juni, als man vor großem Publikum die prähistorischen Überreste per Liveschaltung vom Seegrund übertrug, hatten Denkmalpfleger diesen Schritt schon angedeutet. Sollten die drei Bojen nicht ausreichen, könnten auch noch zusätzliche gesetzt werden, heißt es. Die Denkmalpfleger haben jedenfalls den Kampf um den Erhalt des Kulturerbes aufgenommen.

Die Bojen, die Hinweisschilder tragen, haben einen Durchmesser von einem Meter und sind durch 300 Kilogramm schwere Ankersteine befestigt. Allein ihre Installation auf dem Grund war Maßarbeit, da man unbedingt vermeiden wollte, die Überreste zu beschädigen. Die Bojen markieren die Fläche der Welterbezone um die Roseninsel. Auf den Hinweisschildern steht ganz deutlich "Schutzzone Unesco-Welterbe Pfahlbauten". Damit sollen Schwimmer, Segler, Freizeitkapitäne, Tretbootfahrer, Stehpaddler und andere Wassersportler ferngehalten werden. Vor allem ankernde Segel- und Motorboote sowie Schwimmer haben den Überresten zugesetzt. Der Wellengang tut sein Übriges. "Es geht rasant bergab", räumt die Pressesprecherin ein. Bereits das Gehen im seichten Bereich um die Insel könne die Funde schädigen.

Die Bojen markieren aber keine Verbotszone. Sanktionen wie Bußgelder können nicht ausgesprochen werden. Es sei ein "Appell an Schwimmer, Segler und Freizeitkapitäne", betont die Schlösser- und Seenverwaltung. Wie die Denkmalpfleger bittet auch die Seenverwaltung alle Besucher, die auf die Roseninsel wollen, "ausschließlich mit der Fähre überzusetzen". Bekanntlich gibt es einen regelmäßigen Fährverkehr mit einem besondern Schiff, das einen flachen Boden hat und bestens für diesen Seebereich geeignet ist.

Die Seenverwaltung hat zum Schutz des Bodendenkmals auch eine Verhaltensliste für alle Badegäste aufgestellt. So soll man die Insel "keinesfalls anfahren und dort anlanden"; nicht vom See aus "die Roseninsel betreten"; auch nicht die Roseninsel als Badeplatz benutzen und nicht innerhalb der Markierungen ankern. Und was ganz neu ist: Man soll sein Schiff nicht an der Markierungsboje befestigen.

Für Archäologen ist die Roseninsel und ihre Besiedlungsgeschichte ein Hotspot. Sie war schon im fünften Jahrhundert vor Christus von Kelten bewohnt, die Pfahlbauten stammen aus der Bronze- und Eisenzeit. Im Mittelalter lebte dort niederer Adel in einer Burg, die über eine Brücke vom Seeufer aus erreichbar war. Laut Professor Sebastian Sommer vom Landesamt für Denkmalpflege sind die Funde vor der Roseninsel vom sauerstoffarmen Wasser des Sees sehr gut konserviert worden. Hier könne man Entwicklung und Alltag der vorchristlichen Siedlungsgeschichte sehr genau datieren, erklärte er im Rahmen des Welttags im Juni. Deshalb müsse man dieses Welterbe für die Zukunft erhalten. Seit 2011 gehören die prähistorischen Funde zum Weltkulturerbe.

© SZ vom 10.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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