Regionalverkehr:Stündlicher Expresszug für Starnberg

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Die Pendler wird es freuen: Das Zugangebot zwischen München und Mittenwald soll erheblich ausgebaut werden.

Armin Greune

Von Dezember 2013 an soll das Zugangebot im Regionalverkehr zwischen München und Mittenwald erheblich ausgebaut werden. Was die Starnberger besonders freuen wird: Künftig werden die Expresszüge sowohl nach Pasing als auch in Richtung Garmisch stündlich am Bahnhof See halten. Womit eine jahrelange Forderung vieler Starnberger Lokalpolitiker und Bahnkunden erfüllt wird.

Von Dezember 2013 an soll das Zugangebot im Regionalverkehr zwischen München und Mittenwald erheblich ausgebaut werden. (Foto: Georgine Treybal)

Das Konzept bringt noch weitere Verbesserungen: In den Stoßzeiten ist auf der Werdenfelslinie mit einem Halbstundentakt zu rechnen, aber auch die Bahnhöfe Bernried und Seeshaupt an der Strecke Tutzing-Penzberg werden nachmittags häufiger bedient.

Um 25 Prozent oder 900.000 Fahrkilometer jährlich soll das Angebot erweitert werden, sagt Fritz Czeschka, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die für die Vergabe des Betriebs im Werdenfelstakt die Vorgaben festlegte: "Wir haben generell ein anspruchsvolles Konzept ausgeschrieben."

Mehr Verbindungen, neue Züge mit größerem Komfort (Klimaanlage, Toiletten, barrierefreier Zugang) und Service-Standards wie Zugbegleiter in allen Zügen waren gefordert: Letztlich setzte sich die Deutsche Bahn gegen drei Mitbewerber durch - auch die Veolia, deren Tochter Bayerische Regiobahn seit Ende 2008 die Ammerseelinie erfolgreich bedient, hatte das Nachsehen. Der Vertrag zwischen BEG und DB Regio läuft über zwölf Jahre und kann um weitere zwei verlängert werden.

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2013 werden zwischen München und Garmisch täglich in beiden Fahrtrichtungen je drei zusätzliche Expresszüge eingesetzt. Für Fahrgäste, die etwa in Tutzing zusteigen, stehen dann morgens alle 30 Minuten Züge nach München bereit, am Nachmittag herrscht von München nach Garmisch ein Halbstundentakt. "Am Wochenende drehen wir die Hauptverkehrszeiten einfach um", sagt Czeschka - der damit den Ausflüglern in die Berge gerecht werden will. Sie profitieren noch von einem weiteren Plus: Die Fahrtzeiten zwischen München und Mittenwald werden um 12 bis 15 Minuten kürzer.

Um die gestiegenen Anforderungen zu erfüllen, will die Bahn Czeschka zufolge 150 Millionen Euro investieren und 35 hochmoderne Niederflurzüge des Typs "Talent 2" beim kanadischen Hersteller Bombardier kaufen. Testfahrten damit sind bislang allerdings kaum ermutigend ausgefallen: So musste die Bahn im Juni drei baugleiche, für Nürnbergs S-Bahn vorgesehene Triebwagenzüge wegen "erheblicher Mängel" zurückgeben.

Bis 2013 werden die Kinderkrankheiten wohl behoben sein, hofft Czeschka. Mehr Probleme könnte der geplante Ausbau des Tutzinger Bahnhofs mit sich bringen: Neben neuer Signal- und Weichentechnik soll dort auch ein barrierefreier Zugang für Behinderte geschaffen werden.

Der Umbau ist Voraussetzung für eine Fortentwicklung auf der Route nach Bernried, Seeshaupt und weiter nach Kochel. Zwar wird hier der Ein-Stunden-Takt grundsätzlich beibehalten, doch nachmittags ab 15 Uhr sollen die Züge bis Penzberg halbstündig verkehren. Für die Fahrgäste entfällt künftig auch das Umsteigen in Tutzing: Im Bahnhof werden die Regionalzüge aus München, Kochel und Garmisch getrennt beziehungsweise aneinandergekoppelt.

Von Seiten des Fahrgastverbands "Pro Bahn" erntet das neue Werdenfels-Konzept nahezu uneingeschränktes Lob: "Das entspricht in weiten Teilen dem, was wir seit 1996 vorschlagen", sagt der oberbayerische Vorsitzende Norbert Moy. Neben dem Halbstundentakt hat Pro Bahn auch schon vor 14 Jahren eine regelmäßige Anbindung von Starnberg an das Regionalzugnetz angeregt: Mit dem stündlichen Halt am Seebahnhof erhalten die Starnberger "ein tolles Angebot", findet Moy, der als Weilheimer die Strecke gut kennt.

Außerdem hebt er den von 2013 verbesserten persönlichen Service hervor: Alle Züge, auch die zwischen Tutzing und Kochel, erhalten Zugbegleiter; unterwegs können Fahrkarten gekauft werden und auch die Schalter an bestimmten Bahnhöfen - darunter auch Seeshaupt - bleiben besetzt.

Bei allem Jubel sieht Moy allerdings auch einen Schwachpunkt im neuen Werdenfelstakt: Es könnte sich als fatal erweisen, dass die Bahn ein Kreuzungsgleis bei Diemendorf abgebaut hat: "Die Schiene zwischen Tutzing und Weilheim wird überhaupt nicht mehr kalt", die einspurige Passage könnte sich in Störungsfällen als Nadelöhr erweisen. "Das Konzept ist sehr ambitioniert", meint Moy.

© SZ vom 08.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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