Protestversammlung:In Sorge um Bannwald und Fledermäuse

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Naturschützer kritisieren die "Eco-Park"-Pläne (v. l.): Heinz Moser (Grüne), Hans-Wilhelm Knape (Soziale Ökologen), Günter Schorn (Bund Naturschutz), Anne Franke (Grüne), Manfred Siering (Ornithologe), Rudolf Nützel (Forstexperte) und Matthias Ilg (Grüne). (Foto: Nila Thiel)

Naturschützer und Grüne kritisieren die Gautinger Pläne für ein Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz

Von Blanche Mamer, Gauting

Nicht nur die Gemeinde Gilching wehrt sich gegen das von Gauting geplante Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz, auch viele Gautinger kritisieren das Vorhaben im Bannwald. Etwa 70 Zuhörer, darunter auch Vertreter aus den Nachbargemeinden folgten bei einer Veranstaltung von Grünen und Bund Naturschutz den Vorträgen. Die Referenten waren sich einig darin, dass der Standort schlecht gewählt sei, der Umgriff zu groß und die Voruntersuchungen zum Naturschutz zu oberflächlich. Das Gebiet müsste noch aus dem Landschaftsschutz herausgenommen wurde, womit dann der Starnberger Kreistag befasst würde. Dies werde aber wohl erst nach der Kommunalwahl im kommenden März auf die Tagesordnung kommen, sagte die Gautinger Landtagsabgeordnete der Grünen, Anne Franke, die auch im Gemeinderat sitzt und Mitglied im Kreistag ist.

Der Ornithologe Manfred Siering, der Forstsachverständige Rudolf Nützel und Günter Schorn, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz waren sich einig darin, dass das etwa 35 Hektar große Waldgebiet, das betroffen ist, nicht nur aus "vorgeschädigten Fichtenstangen" bestehe, sondern auch aus Mischwald und nachwachsenden Eichen, Buchen und Hainbuchen, und dass das Gebiet von mehreren bedrohten Tierarten bewohnt sei. So seien beispielsweise elf der 25 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten und neun bedrohte Schmetterlingsarten dort zu finden, ebenso die Zauneidechse, sagte Schorn. Er kritisierte, dass von der Gemeinde beauftragte Gutachter zu wenig Zeit an Ort und Stelle investiert hätten: nur vier Tage für die Schmetterlinge und fünf für die Fledermausarten. Schorn kritisiert auch, dass nicht auf die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde eingegangen werde.

Nach Ansicht des Vogelkundlers Siering ist die Vogelzählung ebenfalls zu oberflächlich ausgefallen. Etliche Vögel, die in diesem Gebiet eigentlich vorkommen müssten seien nicht aufgelistet worden. Auch der Forstsachverständige Nützel sorgt sich um den Vogelbestand. In den vergangenen 70 Jahren habe es jährlich ein Prozent weniger Vögel gegeben. Wo es früher 1000 waren, seien es nun nur noch 300. Auch wenn der Wald überwiegend aus Fichten bestehe, dehne sich der Mischwald ständig weiter aus. Er bemängelt, dass die Gemeinde hektarweise 30 Meter hohe Bäume abholzen wolle und 1,2 Meter ho he Setzlinge als besseren Ersatz bezeichne.

Der Grünen-Gemeinderat Heinz Moser ging auf die Sachzwänge im Gautinger Rathaus ein und auf das niedrige Gewerbesteueraufkommen. Der finanzielle Spielraum der Kommune sei gleich Null und die Gemeinde müsse den Haushalt konsolidieren. Er warnte jedoch, man dürfe man sich nicht auf das große Gewerbegebiet verlassen um mehr Gewerbesteuer einzunehmen. Zuvor müssten die kleineren Gebiete bei der Asklepios-Klinik, bei einem Verkehrskreisel am westlichen Ortsrand und beim Flughafen Oberpfaffenhofen entwickelt werden. Auch die Areale bei den Kiesgruben in Richtung Weßling müssten geprüft werden, forderte Moser. Die Wasserversorgung müsse 3,5 Kilometer weit von Unterbrunn her verlegt werden. "Wir können nicht mit Gilchinger Hilfe rechnen", sagte er. "Das liegt daran, dass es keine Kommunikation und schon gar keine interkommunale Zusammenarbeit gibt", sagte ein Versammlungsteilnehmer.

© SZ vom 12.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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