Projektarbeit:Brückenbauer aus Tutzing

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Pfarrer Peter Brummer (winkend) und Jakob Blätte (2. Reihe re.) aus Tutzing bei der Eröffnung des St. Mary's Children's Home im indischen Bangalore. (Foto: privat)

Pfarrer Peter Brummer und sein Team unterstützen verschiedene Projekte in Indien

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Stolz ist man in Tutzing auf die mehr als 1200 Jahre alten Wurzeln als Fischerdorf. Aber schon lange ist der Ort auch in vielerlei Hinsicht international verbandelt. Bürger aus 199 Nationen haben derzeit in der Seegemeinde ihren Wohnsitz angemeldet. Besonders willkommen hieß man Gäste aus der französischen Partnerstadt Bagnères-de-Bigorre. Elf Schüler und zwei Lehrer vertiefen in diesen Tagen Kontakte zur Benedictus-Realschule. Die Tutzinger Missions-Benediktinerinnen unterhalten seit alters her viele Verbindungen ins Ausland. An Pfingsten erwartet Pfarrer Peter Brummer von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Joseph Besucher aus zehn Nationen. Sie kehren traditionell bei den Tutzinger Schwestern ein. Längst ist die Welt auch durch die gut 200 Flüchtlinge präsent, die Tutzing mit großem Einsatz eines ökumenischen Helferkreises beherbergt. Einem Dutzend Verfolgter gewährte Pfarrer Brummer, unterstützt von vielen Gemeindemitglieder, im Kirchenasyl Unterschlupf.

Das Brückenbauen ist dem Geistlichen ein Anliegen. Bevor er vor 16 Jahren am Starnberger See sesshaft wurde, kam er viel in Afrika und Asien herum. Entwicklungsprojekte im Ausland schiebt er unermüdlich an. "Die Gerechtigkeit in der Welt, das begleitet mich täglich in meiner Arbeit", sagt Brummer. Als erfahrener Mann in der Entwicklungshilfe steht ihm der Tutzinger Jakob Blätte zur Seite. Der 79-jährige frühere Auslandsrepräsentant einer Rückversicherung pflegt beste Kontakte. So seit 40 Jahren zu Salesianerschwestern in Indien. In deren Konvent am Rand der Großstadt Bangalore konnten Brummer und Blätte kürzlich gemeinsam mit dem deutschen Generalkonsul Jörn Rohde das jüngste gemeinsame Baby aus der Taufe heben: ein Mädchenheim für Halb- und Vollwaisen aus den Slums. Mit einer prächtigen Flower-Ceremony der 6000 Gäste und dem christlichen Segen des Tutzinger Pfarrers wurde das St. Mary's Children's Home in Chamrajpet eingeweiht. Projektkoordinator Jakob Blätte, der damit sein sechstes Kinderheim realisierte, sein Sohn Jakob Johannes Blätte und der Bernrieder Banker Herbert Klein hatten für das Haus etwa 400 000 Euro zusammengebracht. Den größten Anteil mit 248 000 Euro steuerte die "Aktion Sternstunden" bei. "Das alte Haus wurde abgerissen. Dort gab es für 75 Kinder nur zwei Toiletten, es hat reingeregnet", sagt Marianne Lüddeckens von Sternstunden. Sie überprüft Auslandsprojekte persönlich. Vom neuen Kinderheim bei Bangalore zeigt sie sich sehr angetan. "200 Mädchen von drei bis elf Jahren finden dort jetzt ein Zuhause und können die Schule auf dem Gelände besuchen." Die Abrechnungen seien einwandfrei, "alles nachzuvollziehen".

Aus Tutzing kam auch ein Ultra-Schallgerät für Schwangere, das der Weltladen beigesteuert hat, 6000 Euro für einen Brunnen auf dem Konventsgelände und Geld für 25 Nähmaschinen. "70 Frauen in zwei Schichten bekommen damit Nähunterricht", erläutert Brummer. Darunter seien viele allein erziehende Mütter. Wichtig sei die Tätigkeit auch für deren Selbstbewusstsein. Die deutschen Gäste konnten das mit Freude bei der Zeugnisübergabe sehen, bei der sie dabei waren.

Brummer und Blätte zielen aber schon auf ein neues Projekt. Sie sammeln für ein Beatmungsgerät, das einem Krankenhaus südlich von Bangalore zugute kommen soll. Die Kollekte der Erstkommunion von 973 Euro kommt zur Hälfte diesem Vorhaben zu Gute, die andere Hälfte geht nach Gaza. Wichtig sind Brummer langfristige, stabile Beziehungen zu Partnern. Deshalb schätzt er sehr die 260 Patenschaften, die Familien aus der Tutzinger Pfarrgemeinde oft schon seit Jahren sponsern.

Den persönlichen Kontakt pflegen, "nicht nur Geld sammeln, sondern voneinander lernen", wie es sich Pfarrer Brummer wünscht, können die Tutzinger wieder demnächst vom 16. bis 19. Juni, wenn wie jedes zweite Jahr eine indische Tanzgruppe am See gastiert. Die Tänzer gestalten mit Sakraltänzen den Gottesdienst in St. Joseph, treten im Roncallihaus, im Kloster Bernried und in der Klinik Höhenried auf.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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