Produktionsstandort für Flugzeuge:Der "Dreamliner" aus Oberpfaffenhofen

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Da knallen die Champagnerkorken: Die Ruag Aerospace ist zum Flugzeugbauer aufgestiegen - einer propellergetriebenen Maschine sei Dank.

W. Prochaska

Sie ist zwar nur zweimotorig und propellergetrieben, aber für die Ruag Aerospace und ihren Verkaufsleiter Wolfgang Kofen ist sie der "Dreamliner" schlechthin: die modifizierte Do 228 "New Generation". Der Vergleich mit der großen Boeing zeigt: Die Ruag ist sehr stolz auf ihr neues Flugzeug.

Gefertigt in nur 15 Monaten in Oberpfaffenhofen: Die Do 228 der "New Generation". (Foto: Georgine Treybal)

Das hat einen einfachen Grund: Denn mit der Auslieferung der ersten Maschine am Donnerstag auf dem Sonderflughafen in Oberpfaffenhofen an die japanische Fluggesellschaft New Central Airservice (NCA) ist der Schweizer Rüstungs- und Technologiekonzern zum Flugzeugbauer aufgestiegen. "Wir haben jetzt einen Hingucker", meinte 228-Projektleiter Oliver Parduhn vor der Presse. Dass Oberpfaffenhofen an seine Tradition als Produktionsstandort für Flugzeuge wieder anknüpft, ist dabei ein willkommener Nebeneffekt.

Entsprechend gut gelaunt präsentierten sich der Ruag-Vorstandsvorsitzende Peter Guggenbach und sein japanischer Kollege Tetsuro Mori von NCA in der Halle 338, in der insgesamt 45 Mitarbeiter die 6,5 Millionen Euro teure Do 228 zusammenbauen. Insgesamt sind 120 Techniker, Ingenieure und Vertriebsleute mit der Produktion betraut. So kommen die wichtigsten Komponenten von dem indischen Unternehmen Hindustan Aeronautics (Hal), das die Do 228 in Lizenz baut und damit vor allem die indische Armee versorgt.

Die Ruag hat die Maschine bei Cockpit und Antrieb modifiziert und modernisiert, was letztlich auch die Zulassung um ein halbes Jahr verzögerte: "Unser Programm war sehr sportlich angelegt", kommentierte Kofen. Tatsächlich startete die Ruag erst vor 30 Monaten das Projekt Do 228 und brachte es nun erfolgreich zum Abschluss. Die Investitionen bewegen sich nach Angaben von Parduhn in einer "zweistelligen Millionenhöhe". Jährlich wollen die Schweizer in Oberpfaffenhofen vier Maschinen herstellen. Die nächste Do 228 wird voraussichtlich im November ausgeliefert.

Das erste Exemplar sei in nur 14 Monaten entstanden, lobte Guggenbach. Für NCA ist die robuste Do 228, die wenig Sprit braucht und gutmütige Flugeigenschaft besitzt, keine unbekannte Maschine. Wie NCA-Chef Mori in seiner Rede erinnerte, habe man vor genau vier Jahren die "letzte gebaute" Do 228 in der alten Konfiguration übernommen, und jetzt sei man das erste Unternehmen, das die modifizierte Version erhalte.

NCA wird die 19-sitzige Maschine für Flüge zwischen den einzelnen Inselgruppen einsetzen. Die Überführung der Do 228 nach Japan wird mit zwei Piloten in fünf Etappen erfolgen; die Route führt über Russland. Ende des Jahres wird die Maschine dann offiziell auf den Routen eingesetzt.

Die zweite Maschine geht an eine norwegische Fluglinie, die deutsche Bundesmarine übernimmt die dritte Maschine. Die Ruag kann die Produktion der Do 228 jederzeit auf bis zu acht Maschinen hochfahren.

© SZ vom 24.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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