Premiere der Landsberger Kreiskulturtage:Die Wundertüte

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Das Festival gilt der "Schnittstelle Heimat" und bringt 38 Konzerte, Feste, Ausstellungen, Filmabende und Workshops. Etwa die Hälfte davon spielt am Westufer des Ammersees

Von Armin Greune, Dießen

Mit 38 Veranstaltungen will sich der Landkreis Landsberg einem nicht ganz unbelasteten Thema annähern. "Schnittstelle Heimat" sind die ersten Kreiskulturtage überschrieben, die heuer für die Zeit von 24. Juni bis 9. Juli vorgesehen sind. Etwa die Hälfte der Konzerte, Festivals, Ausstellungen, Filmvorführungen und Workshops finden am Westufer des Ammersees statt. Was vielleicht auch daran liegt, dass die Initiatorin und ehrenamtliche Organisatorin Annunciata Foresti dort lebt. Ins Atelier der Malerin im vormaligen Dießener Stellwerk wurde auch zur offiziellen Vorstellung des Programms mit Landrat Thomas Eichinger eingeladen.

Ziel sei es, "mit ganz unterschiedlichen Facetten des Begriffs Heimat neue Aspekte der Umgebung zu erfahren und Kulturschaffende zusammenzubringen", sagte Eichinger. Für die Premiere habe der Kreisausschuss einstimmig 50 000 Euro bereitgestellt. Der Auftakt findet im Stadttheater Landsberg statt, wo am 24. Juni der Kunstpreis an Bert Praxenthaler verliehen wird. Gleichzeitig werden vier Ausstellungen eröffnet: Die Dießener Künstlerin und Publizistin Nue Ammann zeigt im Foyer des Historischen Rathauses der Kreisstadt ihre Textinstallation "Mutter: Sprache - Vater: Land". Sie will dabei den Begriff Heimat in Frage stellen, auch das Wort "Schnittstelle" könne ja als Wunde oder Anknüpfungspunkt aufgefasst werden.

In Dießen öffnen vom 24. Juni an der ADK-Pavillon in den Seeanlagen zum Thema "Inspiration Heimat" und das Keramik-Museum Loesche am Kirchsteig die Tore. Er habe dort "auf eigener Heimaterde zuvor Unbekanntes entdeckt", sagt Wolfgang Loesche: Bei Ausgrabungen an der elterlichen Werkstatt wurden Fayencen aus dem 16. Jahrhundert gefunden, die so außerhalb Dießens nirgendwo in Deutschland so weit zurückzuverfolgen seien. Auch in Utting können parallel zwei Ausstellungen besucht werden: In der Holzhausener Verwaltungsschule präsentiert der Regionalverband Bildender Künstler vom 25. Juni an "N 48°0'27" O 11°5'46", an den Wochenenden finden zudem die 9. Uttinger Ateliertage zum Motto "Mensch und Raum" statt.

Am 26. Juni wird in der Reihe "Goys letzte Montage" im Dießener "Maurerhansl" der Maler Werner Kroener erwartet. Der als glänzender Rhetoriker bekannte, emeritierte Hochschulprofessor spricht über "Die Macht der Bilder". Vom 28. Juni an führt "Die Virtuelle Companie" ihre neue Theaterperformance "Wer den anderen..." in den Dießener Huberhäusern auf. Das Stück wird auf einer dreistöckigen Bühne von drei jungen Migranten, drei Companiemitgliedern und zwei Musikern ohne feste Textvorlage gespielt - mehr will Regisseurin Katalin Fischer noch nicht verraten. Die Aspekte Flucht und Migration werden in einem Programm zum Thema Heimat natürlich öfter aufgegriffen, "sie werden aber nicht in einem Käfig herausgestellt, sondern integriert", sagt Foresti.

Am 6. Juli geben Tromposound beim Dießener "Craftbräu" mit Blasmusik, Blues, Jazz und Boogie ein Gastspiel. Am Abschlusswochenende, 8. und 9. Juli, wird noch ein zweitägiger Musikworkshop für junge Bands im Jugendzentrum und der Musikschule Dießen angeboten. Unter dem Titel "P.OBB_Labor" können Bands und Solisten mit erfahrenen Pop- und Jazzmusikern wie dem Dießener Saxofonisten Michael Lutzeier und Micha Acher von The Notwist zusammenarbeiten. Bewerbungen bis 10. Mai werden unter www.landkreis-landsberg.de/kreiskulturtage.

Zum Konzert im Schondorfer Gasthof Drexl lädt der Rotary Club Ammersee am 28. Juni ein: "Die Amouretten und Dr. Windlfend" - alias Francesca Rappay, Gitti Vockinger und Wilfried Müller - spielen eine "Musikalische Valentinade". Im Schondorfer Rathaus ist am 2. Juli ein Workshop geplant: Die Teilnahme an der "biografischen Schreibwerkstatt" kostet 58 Euro. Der Weßlinger Lyriker Anton G. Leitner ist am 3. Juli bei einer Lesung im Schondorfer Landheim "Der Heimat auf den Versen". Dort tagt auch am 7. Juli eine Diskussionsrunde über das Vermächtnis von Hans Pfitzner, der als Musiker in Schondorf mit einem Denkmal und einem Straßennamen geehrt wird, obwohl er als Autor politischer Schriften als glühender Verehrer der Nazis und hasserfüllter Antisemit auftrat. Und schließlich findet das große Kreiskulturfest am 8. Juli in Schondorf statt - sofern das Wetter einigermaßen mitspielt.

Das gesamte Programm ist auf der genannten Website im Internet einzusehen und liegt als Broschüre in den Rathäusern und Fremdenverkehrsämtern auf. Ein Publikumsmagnet dürfte das Konzert von Quadro Nuevo am 1. Juli in Hurlach werden. Der Vorverkauf hat bereits begonnen, für viele Veranstaltungen ist der Eintritt allerdings ohnehin frei.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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