Possenhofen:Sisis Lieblingsstücke

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Das Sisi-Museum präsentiert von Mai an elf neue Exponate. Der Kampf um die kaiserlichen Objekte wird immer härter, weil chinesische Sammler exorbitante Preise dafür zahlen.

Von Otto Fritscher, Possenhofen

Mit elf neuen, wertvollen Exponaten und einer frisch renovierten Decke wird das Sisi-Museum im Possenhofener Bahnhof am 1. Mai pünktlich die neue Saison eröffnen. Zurzeit restauriert Stuckateurmeister Tobias Winterholler die Decke, aus der ein vier Quadratmeter großes Teilstück im Frühjahr 2017 heruntergekracht war. Museumsleiterin Rosemarie Mann-Stein ist währenddessen dabei, die neuen Ausstellungsstücke für die Präsentation herzurichten.

Stuckateur Tobias Winterholler restauriert die Ornamente in der Decke des Possenhofener Sisi-Museums. Bis zur Eröffnung im Mai muss er fertig sein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Das war knapp, dieses Büchlein war schon bei Ebay angeboten, bevor wir es doch noch bekommen haben", sagt Mann-Stein. Liebevoll streicht sie über das kleine Buch mit dem Schildpatt-Einband und Goldschnitt; auf dem vorderen Einband ist ein bischöfliches Wappen zu erkennen, und auf dem hinteren Deckel eine silberne Einlegearbeit mit dem Namenszug "Elisabeth" und dem Datum 24.12.1876. "Es ist das Gebetsbuch, das Gisela, die jüngste Tochter von Sisi, ihrer Mutter zu deren 39. Geburtstag geschenkt hat", erklärt Rosemarie Mann-Stein, Leiterin des Sisi-Museums im Possenhofener Bahnhof. Gott sei Dank habe sich der vormalige Besitzer, ein Antiquarienhändler, besonnen und das Unikat für 12 500 Euro direkt dem Sisi-Museum angeboten. Dieses genießt mittlerweile nationale wie internationale Bekanntheit.

Das Gebetbuch gehört zu den elf neuen Exponaten, mit denen das Sisi-Museum heuer seine Ausstellung erweitert. "Fast 40 000 Euro haben wir dafür ausgegeben", sagt Mann-Stein. Geld, das durch Führungen, Spenden und Eintrittskarten der rund 9000 Besucher im Jahr 2016 zusammenkam. Weiteres neues Prunkstück der Sammlung ist eine Brosche aus Gold, die einen Tannenzweig darstellt, der mit fünf Diamanten als Schneeflocken geschmückt ist. "Ein Weihnachtsgeschenk an Sisi von ihrer Tochter Marie-Valérie", sagt die Expertin. Die Brosche stammt aus dem Dorotheum in Wien, einem großen Auktionshaus, bei dem das Sisi-Museum seit langem Stammkunde ist. Auch dieses Stück hat 12 500 Euro gekostet.

Museumsleiterin Rosemarie Mann-Stein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Und da wäre noch der Frisiermantel der Kaiserin, den das Museum für 6500 Euro auf den Tipp eines Münchner Auktionshauses hin erwerben konnte. "Wir haben recherchiert, ob der Mantel echt ist", sagt Mann-Stein, "wie bei allen Neuanschaffungen". Die Erkundigungen führten nach Schloss Schönbrunn in Wien, wo das Gegenstück des Frisiermantels zu finden ist. "Eine Kaiserin hatte immer mehrere gleiche Kleidungsstücke", sagt Mann-Stein. Nachdem die Expertise aus Wien zu 99 Prozent die Echtheit des Mantels bestätigte, schlug Mann-Stein zu. "Die Wiener haben wesentlich mehr als wir bezahlt", sagt sie.

Der Mantel werde gerade restauriert: "Wir hoffen, ihn zur Eröffnung am 1. Mai präsentieren zu können." Woher das gute Stück stammt? "Die meisten Objekte werden aus Adelskreisen bei Auktionshäusern eingeliefert", sagt die Museumsleiterin. So auch in diesem Fall. Wer der Vorbesitzer war, ist dem Museum bekannt, genannt wird sein Name aber aus Diskretionsgründen nicht. Weitere neue Akquisitionen sind ein Liederbuch mit Kompositionen von Herzog Max in Bayern, besser bekannt als Zither-Maxl, dem Vater von Sisi. Das Büchlein trägt den schönen Titel "Alpenklänge". Und da wäre noch eine von der Kaiserin unterschriebene Quittung für ihr "Spenageld" in Höhe von 8570 Gulden - über diesen Betrag konnte Sisi frei verfügen. 2000 Euro hat diese Anschaffung das Museum gekostet, das nun insgesamt über etwa 2000 Exponate verfügt. Zur Eröffnung der neuen Saison soll eine weitere Novität fertig sein: ein Audio-Guide für Kinder, den junge Besucher als App auf ihre Handys laden und so das Museum erkunden können. Federführend ist Roswitha Wenzl.

Rosemarie Mann-Stein präsentiert neue Exponate wie ein Siegel aus Silber, ein Gebetbuch der Kaiserin und eine goldene Brosche in Form eines Tannenzweiges. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bis dahin muss Tobias Winterholler mit seiner Arbeit fertig sein. Der Stuckateurmeister aus Gaißach arbeitet seit Anfang Januar auf einem in gut vier Metern Höhe eingezogenen Gerüst daran, die Schäden auszubessern, die im Frühjahr 2017 entstanden waren, als ein Deckenornament abgestürzt war. "Das Schwierigste ist es, aus den vielen Einzelteilen wieder eine Ornamentik wie bei dem Original zusammenzusetzen", erklärt er.

Indes muss sich Rosemarie Mann-Stein mit neuer Konkurrenz herumschlagen. "Es sind die Chinesen, die Sisi als neues Sammelgebiet entdeckt haben", sagt sie. "Die bieten bei Auktionen wie die Weltmeister, da können nicht mal die Wiener und wir schon gar nicht mithalten." Auf die Spuren der Kaiserin hatte die Chinesen jüngst eine Sonderausstellung in einem Museum in Shanghai geführt. "Außerdem gibt es alle Sisi-Filme auf Chinesisch und Japanisch", sagt Mann-Stein, die seit zehn Jahren "als ehrenamtlicher Fulltime-Job" das Museum leitet. "Aber ohne mein Team könnte ich das nicht leisten."

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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