Possenhofen:Auf Sisis Spuren mit dem E-Rolli

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Machen Gehbehinderte in Possenhofen mobil: Verleihstation-Initiator Ulrich Trojer (li.) und Horst Pipp von der Firma EMM. (Foto: Georgine Treybal)

Am S-Bahnhof Pöcking-Possenhofen ist die erste Mobilitäts-Verleihstation des Landkreises eröffnet worden, die auch gehbehinderten Menschen einen Ausflug ermöglicht. Gründer Ulrich Trojer möchte diesen Service an allen bayerischen Seen anbieten und sucht noch weitere Partner

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Possenhofen

Viele ältere Menschen kennen das: Ihr Leben lang waren sie aktiv, nie auf andere angewiesen. Doch plötzlich macht das Knie nicht mehr mit oder die Hüfte. Längere Strecken zum Einkaufen oder gar eine Sightseeing-Tour können plötzlich nicht mehr bewältigt werden. Am Bahnhof Possenhofen hat nun der erste E-Rolli und Rollator-Verleih in der Region eröffnet. Die Idee dazu hatte der Pöckinger Ulrich Trojer: "Das gibt es im gesamten MVV-Bereich nicht", erklärt er stolz. Als gelernter Ergotherapeut und Reha-Berater ist ihm die Problematik nicht nur beruflich bekannt. Schon vor 20 Jahren war sein Vater plötzlich nicht mehr so mobil, wie er es gern gewesen wäre. Er sei damals auf ein elektrisch betriebenes Dreirad umgestiegen und damit sogar bis Starnberg zum Einkaufen gefahren, erinnert sich Trojer.

Nachdem der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs Possenhofen abgeschlossen war, wollte Trojer dort eine Mobilitäts-Station einrichten. Viele Menschen wollen von der S-Bahn Station zum See, können aber die Steigung von 17 Prozent am Schlossberg nicht bewältigen. Und in jedem Ausflugsbus sitzen nach Trojers Erfahrung bis zu sechs physisch eingeschränkte Reisende. Bei seinem Chef Horst Pipp, Inhaber der Firma EMM-Elektromobile München, rannte Trojer mit seiner Geschäftsidee derweil offene Türen ein. In den Nachbarländern seien derartige Verleih-Stationen längst selbstverständlich, da gebe es in Deutschland noch viel nachzuholen, erklärt Pipp. Er sieht einen sehr großen Bedarf für den Verleih. Denn die Menschen werden immer älter und wollen länger aktiv sein. Aber auch viele junge Leute haben Moblilitätseinschränkungen, wie MS- oder Parkinson-Kranke.

"Mir macht es Spaß, wenn ich die Freude der Menschen sehe, wenn sie selbstständig mobil sein können", sagt er. Großen Gewinn könne er mit dem E-Rolli-Verleih nicht machen. Doch er habe das finanzielle Polster, um Einnahmeausfall in den Wintermonaten überstehen zu können. Zudem verfügt der Geschäftsmann über die notwendigen Voraussetzungen, etwa eine eigene Reparaturwerkstatt.

Da Trojer in Pöcking aufgewachsen ist, kennt er alle Leute persönlich, die er als Partner braucht. Er hat Bahnhofs-Eigentümer Axel Helbig mit ins Boot geholt, der ihm erlaubt, seine Fahrzeuge wie E-Rollis - die gibt es sogar mit FC-Bayern-München-Emblem oder Logo von 1860 München - Shoprider oder Veloped - ein Rollator, der auch Bordsteine, Wurzeln oder andere Hindernisse überklettert - unterzustellen. Auch Museumsleiterin Rosemarie Mann-Stein und Norbert Pohlus, der die Fähre zur Roseninsel betreibt, machen mit. Pohlus nimmt die Anmeldungen zur Überfahrt entgegen und stellt auch das Veloped unter, das auf der Roseninsel angeboten werden soll. "Es wird mit Sicherheit nicht die einzige Station bleiben", glaubt Pipp. Er will Verleih-Stationen mit insgesamt 120 Fahrzeugen an allen bayerischen Seen errichten und führe bereits Verhandlungen mit der Bayerischen Seenschifffahrt, die der Idee aufgeschlossen gegenüberstehe, sagt er. Jetzt sucht man noch Partner, bei denen Fahrzeuge untergestellt werden können: Kioskbetreiber mit Lagerraum oder Bootsverleiher. Infos unter www.elektromobile-muenchen.de, Anmeldungen unter 0172/814 1688.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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