Porträt:Nachhilfe aus der Schweiz

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Ein bisschen sind die Jahre in St. Gallen und Luzern noch herauszuhören, wenn Fabian Kühnel-Widmann über seine neuen Aufgaben spricht. (Foto: Arlet Ulfers)

Als Standortförderer soll sich der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Fabian Kühnel-Widmann um die Belange der Geschäftsleute in Gauting kümmern. Da hat er einiges zu tun.

Von Michael Berzl, Gauting

Es ist nur eine Nuance, aber die Schweiz hat abgefärbt; ein bisschen sind die Jahre in St. Gallen und Luzern noch herauszuhören, wenn Fabian Kühnel-Widmann über seine neuen Aufgaben spricht. Angenehm, dieser Hauch von Schweizer Dialekt, und er passt zur bedachten und souveränen Art zu antworten. Das Talent, den richtigen Ton zu treffen, wird der 38-Jährige gut brauchen können, denn seit dieser Woche ist der promovierte Wirtschaftswissenschaftler der Ansprechpartner für Geschäftsleute im Gautinger Rathaus. "Standortförderer" lautet sein offizieller Titel, als "City-Manager" war dieser Posten schon seit Jahren im Gespräch und war auch im Wahlkampf wieder ein großes Thema.

Der Landkreis Starnberg hat seine Gesellschaft zur Förderung der Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung (Gfw), die Stadt Starnberg beschäftigt schon lange eine Stadtförderin und sogar eine Gemeinde wie Planegg hat in ihrem Stellenplan das Wirtschaftsförderwesen als eigene Aufgabe vorgesehen. Nun gibt es auch in Gauting jemanden, der sich speziell dieser Aufgabe annimmt. Damit geht auch ein Herzenswunsch des Gemeinderats und ehemaligen Gewerbeverbandsvorsitzenden Wolfgang Meiler in Erfüllung, der sich mit großer Beharrlichkeit und Ausdauer dafür eingesetzt hatte.

Zu tun ist genug. Da braucht man nur die Bahnhofstraße hinunter gehen und sich anschauen, wie verlottert da manche Ecke wirkt, wie viel Nachholbedarf bei einigen Ladenbetreibern bei der Präsentation ihrer Waren besteht. Das ist nur ein Beispiel. Auch um den Weihnachtsmarkt soll sich der Standortförderer kümmern, er soll Breitbandaktivitäten koordinieren, die Außendarstellung der Gemeinde verbessern und das städtebauliche Entwicklungskonzept begleiten. Nicht zuletzt fallen Arbeiten bei der Entwicklung eines Gewerbegebiets an der Grenze zu Gilching und bei der Verwertung des Grundschulgrundstücks an der Bahnhofstraße in seinen Aufgabenbereich. Bei alldem ist eine enge Zusammenarbeit mit der GfW von Christoph Winkelkötter vorgesehen.

Die Stelle im Gautinger Rathaus ist offenbar attraktiv, Kühnel-Widmann war einer von mehr als 60 Bewerbern. Bisher hat er sich vor allem im akademischen Bereich getummelt. Der gebürtige Garmisch-Partenkirchner hat an der Uni in München Sozialgeografie studiert, er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Tourismus-Institut der Hochschule in St. Gallen, hatte einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule in Deggendorf, hat an der Hochschule in St. Gallen seine Doktorarbeit über die Entwicklung von Wintersportgebieten geschrieben und war zuletzt Projektleiter am Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern. Viele der Bewerber kamen aus dem Bereich Tourismus, berichtete Bürgermeisterin Brigitte Kössinger am Mittwoch bei der Vorstellung ihres neuen Mitarbeiters, der selbst gerne draußen unterwegs ist und Sport treibt. Auf das Segeln und Rudern auf dem Ammersee und Starnberger See freut er sich schon.

Die Geschäftsleute haben bei dem von der Gemeinde organisierten Wirtschaftsdialog im Dezember die Gelegenheit, ihren neuen Ansprechpartner kennenzulernen. Die Probleme und Möglichkeiten einer Vorort-Gemeinde im Münchner Speckgürtel kennt er aus eigener Anschauung aus seiner Jugendzeit in Unterschleißheim. Dazu kommt jetzt noch der theoretische Überbau. "Da gibt es etablierte Instrumente aus der Werkzeugkiste des City-Managers", sagt der Standortförderer. Diese Instrumente gilt es nun, in der Praxis anzuwenden.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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