Politik:Weit gereist und gern daheim

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Er managt künftig die Seefelder CSU: Arnulf Daxer. In seiner Wahlheimat fühlt er sich sehr wohl. (Foto: Nila Thiel)

Seefelds neuer CSU-Chef Arnulf Daxer will den Ortsverband befrieden

Von Christine Setzwein, Seefeld

Marquartstein am Chiemsee, Frankfurt, New York, London, München, Sankt Petersburg, Freising, Oberpfaffenhofen. Arnulf Daxer ist ganz schön rumgekommen in seinem Leben, dabei ist er erst 38. In Hechendorf hat er jetzt seine Heimat gefunden und kaum da, auch schon ein politisches Amt übernommen. Für viele völlig überraschend wurde er im Februar zum neuen Vorsitzenden des CSU-Ortsverbands Seefeld gewählt.

Aufgewachsen ist Daxer am Chiemsee. Es zieht ihn in die Hotellerie. 2001 beginnt er seine Ausbildung zum Hotelfachmann an der Bavaria Hotelberufsfachschule in Altötting. Danach führt ihn die erste Station nach Frankfurt. Es folgen drei Jahre in New York, dann geht es nach London. Dort lernt Daxer seine heutige Frau kennen, eine Engländerin. Zusammen wechseln sie nach München und schließlich nach Russland. In Sankt Petersburg bleiben sie zwei Jahre. "Ein tolles Land", sagt Daxer, "aber es gibt dort keine Zivilgesellschaft." Diese Erfahrung ist ein Grund dafür, dass er sich in der Kommunalpolitik engagiert. Vor vier Jahren übernahm er die Leitung des Flughafenhotels in Freising, seit eineinhalb Jahren ist er Hotelmanager im Asto-Park in Oberpfaffenhofen.

In Hechendorf fühlt sich Daxer wohl. Nach all den Jahren im Ausland "ist es schön, wieder in der Heimat zu sein", sagt er. Es ist nicht weit in die Berge zum Wandern und Skifahren oder nach Südtirol, wo er und seine Frau gerne sind. Ganz zu schweigen von dem kurzen Arbeitsweg, den er jetzt hat. Weil er selbst erst eine Wohnung gesucht hat und als Chef von etwa 60 Angestellten und Auszubildenden im Hotel weiß er um eines der größten Probleme im Landkreis: bezahlbaren Wohnraum zu finden. Besonders schwer tun sich ausländische Mitarbeiter. "Darum", erzählt Daxer, "gehe ich immer mit zu Wohnungsbesichtigungen und stehe mit meinem Namen zum Bewerber." Auch der schlechte Ruf der Gastronomie und Hotellerie wegen der Arbeitsbedingungen beschäftigt ihn. "Wir müssen fair sein zu unseren Mitarbeitern", sagt er. Man könne Leute nicht für acht Stunden zahlen und dann verlangen, dass sie neun oder zehn arbeiten.

Um Arbeitsplätze will sich Arnulf Daxer auch als Seefelder CSU-Vorsitzender kümmern. Um sie in der Gemeinde zu halten und neue zu gewinnen, müsse weiteres Gewerbe angesiedelt werden. Regionalität ist ihm wichtig. "Wir habe doch die besten Produkte vor Ort." Auch Spiel- und Sportplätze will er zum Thema machen. "Ich möchte, dass unsere Kinder rausgehen und spielen können, dass sie gefördert werden und wir dafür ordentliche Plätze haben." Und noch etwas bewegt den 38-Jährigen: der Ortskern von Seefeld. Er habe genug seelenlose und austauschbare Zentren mit den üblichen Ketten gesehen. Darum: "Die kleinen Läden müssen bleiben, ebenso der Edeka."

Mit mehr als 80 Mitgliedern sei der Seefelder CSU-Ortsverband gut aufgestellt, meint Daxer. Den Zwist, den die rüde Abwahl seiner Vorgängerin Doris Kramp-Cichon ausgelöst hat, möchte er beenden. Nahezu der gesamte Vorstand war von 29 Mitgliedern - darunter 19 neue - seines Amtes enthoben worden, ohne dass darüber vorher gesprochen wurde. Das hat vor allem Bürgermeister Wolfram Gum, die CSU-Gemeinderäte und Kramp-Cichon aufgebracht. "Ich will wieder alle an einen Tisch bringen", sagt Daxer. Und Kramp-Cichon werde bald "ordentlich verabschiedet". Mit Gum habe er bereits gesprochen, erzählt er.

"Wir müssen uns für die Kommunalwahl positionieren", sagt Daxer. Und wer etwas ändern wolle, müsse sich einbringen. "Ich mag keine Besserwisser." Noch etwas mag er nicht: Bürgermeister werden.

© SZ vom 25.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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