Pöcking:Wohnen in der Werkstatt

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Überdurchschnittlich gute Auftragslage: der Pöckinger Zimmerermeister Ludwig Gansneder. (Foto: Georgine Treybal)

Zimmerer Ludwig Gansneder zieht ins neue Gewerbegebiet am Schmalzhof um - und lässt seinen alten Firmensitz umbauen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Im Werkstattgebäude der Zimmerei Gansneder in Pöcking sollen sechs bezahlbare Wohnungen entstehen. Der Umbau soll beginnen, sobald der Handwerksbetrieb in das Gewerbegebiet am Schmalzhof umgezogen ist. Der Gemeinderat hat den Antrag auf Änderung des Bebauungsplans ohne größere Debatte einstimmig abgesegnet.

Da der Inhaber der Zimmerei, Ludwig Gansneder, auch PWG-Gemeinderat ist, wurde nach Angaben von Bauamtsleiterin Miriam Heuer streng darauf geachtet, dass für das Vorhaben die gleichen Kriterien gelten wie bei den Nachbarn. Gansneder, der während der Debatte im Bauausschuss den Sitzungssaal verlassen hatte, zeigte sich nach der Sitzung erleichtert. "Ich bin glücklich, dass ich genau gleichbehandelt werde wie die Nachbarn", sagte er.

Die Zimmerei befindet sich in der Ortsmitte in einem Wohngebiet. Der Betrieb hat Bestandsschutz, aber keine Möglichkeit zu erweitern. Weil die Zimmerei expandiert, muss derzeit auf verschiedenen Standorten, wie etwa Maising, gearbeitet werden. Seit Jahren kämpft Gansneder daher für ein Gewerbegebiet in Pöcking, das nun am Maxhof-Kreisel im Bereich des Schmalzhofs umgesetzt wird. Der Zimmerer- und Kreishandwerksmeister ist einer der Ersten, der am Schmalzhof einen Gewerbebau mit einer Fläche von insgesamt 2200 Quadratmetern errichtet. Schon im Winter ist der Umzug geplant. Anschließend will Gansneder die bestehende Werkstatt auf seinem Anwesen Zug um Zug umbauen und energetisch sanieren. Zwar habe der Planer vorgeschlagen, ein neues Gebäude zu bauen. Doch das lehnt Gansneder ab. "Das hat mein Vater gebaut, das will ich nicht abreißen", sagt er.

Auf insgesamt 240 Quadratmetern Fläche sollen in dem Altbau sechs geförderte Wohnungen entstehen. Zunächst will Gansneder den ersten Stock in Angriff nehmen, weil eines seiner Kinder einziehen möchte. Das Erdgeschoss wird vorübergehend von einer Druckerei genutzt, bis Gansneder die Verhandlungen mit der Regierung von Oberbayern über Fördermöglichkeiten abgeschlossen hat. Für die Bebauungsplanänderung müsse man ebenfalls zwölf bis 15 Monate rechnen, sagt er. Anschließend sollen im Erdgeschoss drei behindertengerechte Wohnungen errichtet werden. Der Zimmerermeister kann die Wohnungen nur mit den günstigen Krediten der Wohnraumförderung schaffen, weil er bereits in den Neubau am Schmalzhof etwa zwei Millionen Euro investiert. Er hofft, den Umzugstermin in den Wintermonaten einhalten zu können, denn der Platz wird dringend benötigt. Seine Auftragslage sei "überdurchschnittlich", so Gansneder. Er führt das darauf zurück, dass die Kunden wegen der Corona-Krise zuhause im Homeoffice arbeiten und daher mehr Zeit hätten, Pläne zu entwickeln. "Gott sei Dank gibt es keine Lieferengpässe", sagt der Zimmerer, sodass er seine Aufträge erfüllen könne.

Allerdings hat er - ebenfalls wegen der Corona-Pandemie - Probleme mit dem Neubau am Schmalzhof. Die Bauarbeiten ruhen dort seit vier Wochen. Nach Angaben des Handwerkers können die Eisenflechter aus Rumänien im Moment nicht einreisen. Gansneder tröstet sich damit, dass er den Innenausbau seiner neuen, 1100 Quadratmeter großen Werkstatt selbst vornehmen und die Zeitverzögerung dann wieder hereinarbeiten kann. Im ersten Stock des Neubaus sind Büros geplant, die vermietet werden. Nach Angaben des Bauherrn sind derzeit noch Flächen frei.

© SZ vom 04.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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