Pöcking:Widersinnige Ehen

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Barbara Beck spricht über die Heiratspolitik der Habsburger

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Eine Hochzeit soll bekanntlich der schönste Tag im Leben einer Frau sein. Beim Hochadel war dies Jahrhunderte lang nicht der Fall. Im Gegenteil - bis zum Ersten Weltkrieg gingen Hochzeiten mit einem Geschachere um Geld, Macht und Prestige einher. "Persönliches Glück wurde dem familiären Interesse untergeordnet", erklärte die promovierte Historikerin und Buchautorin Barbara Beck in dem Vortrag "Kein Himmel voller Geigen". Auf Einladung des Vereins "Kaiserin-Elisabeth Museum" referierte sie am Samstag in der Pöckinger Bücherei über die Heiratspolitik der Habsburger.

Die Hochzeit zwischen dem österreichischen Kaiser Franz Josef und Elisabeth in Bayern, die ihre Kindheit im Schloss Possenhofen verbracht hat, war keine Märchenhochzeit. Laut Beck hat die 16-jährige Sisi während der Kutschenfahrt zur Trauung nur geheult. "Die Ehe ist eine widersinnige Einrichtung", soll Elisabeth einmal gesagt haben. Mit 15 Jahren werde man verkauft, um den Schwur dann 30 Jahre lang zu bereuen. Das hielt sie aber nicht davon ab, ihre Tochter Gisela ebenfalls schon mit 15 Jahren zu verheiraten mit der Begründung, die Auswahl an geeigneten Kandidaten im katholischen Hochadel sei gering.

Eine Absage von Braut oder Bräutigam war übrigens nicht vorgesehen. Die wohl bekannteste Entlobung von König Ludwig und Sophie in Bayern führte zu einem Skandal. Die Anbahnung der Hochzeit war streng geregelt und verlangte den Beteiligten Opfer ab. Denn es gab nichts Privates, alles wurde öffentlich diskutiert, von der Höhe der Mitgift, über Aussteuer und Kleidung bis hin zur Anzahl der Socken oder den offiziellen Bildern des Paares. Da eigentlich Elisabeths Schwester Helene als Ehefrau von Franz Josef vorgesehen war, hatte Sisi nicht die notwendige Ausbildung. In den Monaten vor der Hochzeit musste sie ein straffes Programm absolvierten und fit werden in Familiengeschichte, Staatswissenschaften, Fremdsprachen Literatur und Musik, im Hofzeremoniell oder darin, wie man Gespräche mit Staatsmännern führt.

Elisabeth litt unter dem starren Hofzeremoniell und der Einmischung ihrer Schwiegermutter. "Elisabeth fand die neugierigen Blicke einfach grässlich und wollte nicht hinnehmen, dass sie kein Privatleben hatte", so Beck. Die Neugierde endete nach ihren Angaben nicht einmal vor der Schlafzimmertüre. Das Brautpaar wurde nicht nur von Mutter und Schwiegermutter ins Bett gebracht, es musste auch jeden Morgen in einer "vertraulichen Unterredung" Rede und Antwort stehen. Die Ehe wurde übrigens erst nach drei Tagen vollzogen. Für ihre Kinder änderte Elisabeth daher dieses Zeremoniell. Sie durften noch am Hochzeitstag in die Flitterwochen reisen.

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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