Pöcking:Torjubel als Störfaktor

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Landratsamt warnt vor dem Bau von Mietwohnungen im Pöckinger Haus der Vereine

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Das Starnberger Landratsamt warnt die Gemeinde Pöcking davor, im geplanten Haus der Vereine auch Wohnungen zu bauen. In einer Stellungnahme empfiehlt die Kreisbaubehörde, wegen der starken Lärmentwicklung auf dem Sport- und Veranstaltungsgelände die Wohnnutzung ganz zu streichen oder zumindest auf Dienstwohnungen zu beschränken. Nach einer kontroversen Debatte hat sich der Gemeinderat aber mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Empfehlung des Landratsamtes nicht in die Festsetzungen im Bebauungsplan aufzunehmen. Die Nutzung soll stattdessen "an geeigneter Stelle" in die Begründungen einfließen. Auch die Kostenberechnung, wonach mehr als 600 000 Euro zu Lasten von Gastronomie und Vereinen herausgerechnet wurden, sorgte für Kritik.

Der Ärger um das geplante Haus der Bürger und Vereine in Pöcking nimmt damit kein Ende. Schon oft wurden die Planungen geändert, Gemeinderäte fühlten sich zu spät informiert. Auch diesmal war das der Fall. Simone Greve (Grüne) und Ute Nicolaisen-März (CSU) stellten daher den Antrag, den Tagesordnungspunkt nicht zu behandeln. Nach einer Warnung an die Rathausverwaltung, dass "es so nicht weitergehen kann", nahmen sie ihre Anträge aber wieder zurück.

Im vergangenen Jahr hatte die PWG den Antrag gestellt, im Haus der Vereine bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Aufpreis sei vergleichsweise gering, zudem könne man mit Zuschüssen in Höhe von 400 000 Euro rechnen, wurde argumentiert. Schon damals monierten aber Vertreter von Grünen, CSU, FDP und der SPD, dass die Lärmentwicklung direkt neben dem Proberaum der Blaskapelle sowie bei Fußballspielen oder Veranstaltungen im Bürgersaal viel zu hoch sei. Nun vertritt auch das Landratsamt die Meinung, dass dadurch die Schutzbedürftigkeit der Mieter missachtet würde.

Bei einer Nutzungsbeschränkung auf den Wirt oder den Hausmeister könnte es indes zu einem Leerstand kommen. Zudem sei mit einem massiven Wertverlust der Immobilie zu rechnen, so die Einwände der restlichen Fraktionen. Ob die erwarteten Zuschüsse fließen, ist ebenfalls fraglich. Dies wurde in der Sitzung indirekt angesprochen durch den Projektsteuerer Thomas Albinger. "Man muss die Wohnbauförderung ja nicht annehmen, wenn sie anderswo Einschränkungen verursachen würde", sagte er.

Ein weiteres Manko: Weil eine Photovoltaikanlange auf dem Flachdach zu teuer wäre, wird sie auf einen schrägen Bauteil in Richtung Westen verlegt. Dort gibt es aber erst am Nachmittag Sonne. Die Folge ist, dass die Solarwärmepumpe damit nicht betrieben werden kann, wie dies ursprünglich geplant war. Erst auf Nachfrage räumte der Planer ein, dass die abgespeckte Variante lediglich Strom für kleinere Anlagen liefert, wie etwa die Kühlaggregate der Gastronomie. "Es stimmt also nicht, was aufgelistet wurde", ärgerte sich Sabine Stolicka (Grüne).

Nach den Kostenplanungen ist das Haus mit knapp zehn Millionen Euro veranschlagt, allerdings nur, wenn die Gastronomie mit einer halben Million Euro, die Blaskapelle mit etwa 38 000 Euro und die Schützen mit 83 000 Euro zur Kasse gebeten werden. Auf Nachfrage von Ute Nicolaisen-März (CSU) räumte Bürgermeister Rainer Schnitzler ein, dass es fraglich sei, ob die Vereine so viel Geld aufbringen können. Wahrscheinlich würden sie Zuschüsse beantragen, so Schnitzler. Dadurch blieben jedoch Gesamtkosten von mehr als zehn Millionen Euro letztendlich an der Gemeinde hängen, rechnete Nicolaisen-März vor. Die PWG-Gemeinderäte Albert Luppart und Nikolaus Eppinger reagierten sichtlich genervt und im harschen Ton auf die Einwände der anderen Fraktionen. Satzungsbeschluss und Kostenberechnung wurden jeweils mit 13 zu sechs Stimmen abgesegnet.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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