Pöcking:Pöckingern fehlt ein Kultursaal

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Wegen der Bürgerversammlung in der Sporthalle muss Unterricht ausfallen

Von Ute Pröttel, Pöcking

Wie dringend den Pöckingern ein Kultursaal fehlt, wurde bei der Bürgerversammlung am Donnerstag wieder deutlich. Für zwei Tage muss der Sportunterricht ausfallen, um die Sporthalle am Sternweg mit Teppich auszulegen und für den Rechenschaftsbericht von Bürgermeister Rainer Schnitzler herzurichten. Das Interesse war groß. Beinahe alle der 320 Stühle waren besetzt. Eineinhalb Stunden informierte Schnitzler über die wichtigsten Projekte in der Gemeinde.

Realisierte werden soll der Kultursaal im "Haus der Bürger und Vereine", das am Keltenweg entstehen wird. Auch der jetzige Gemeinderat hält an dem Projekt weiter fest, hat jedoch die ursprüngliche Planung deutlich abgespeckt. Auf eine Tiefgarage und eine Kegelbahn soll verzichtet werden, der Kostenrahmen von acht Millionen Euro soll nicht überschritten werden. Mit dem Bau könnte 2017 begonnen werden.

Einstweilen befindet sich auf dem Grundstück eine Zeltanlage zur Unterbringung von Asylbewerbern. Sie bietet Raum für 128 Menschen. 80 leben dort mittlerweile. Außerdem stehen dezentral weitere 42 Plätze in Pöcking zur Verfügung. Das Thema nahm in Schnitzlers Rechenschaftsbericht den zeitlich größten Umfang ein. "Ich möchte, dass es bei uns in Pöcking gut und friedlich läuft", sagte er, auch wenn es nach der Anerkennung der Asylsuchenden um die langfristige Unterbringung der Menschen in der Gemeinde geht. Gerüchten, die Asylsuchenden hätten etwas mit einer Einbruchserie Anfang November zu tun trat er entschieden entgegen. Ebenso Mutmaßungen, es sei ein Flüchtling gewesen, der vor drei Tagen zwei Grundschülern auf der Straße Schokolade angeboten hatte. Allein die mangelnden Deutschkenntnisse der Flüchtlinge in Pöcking würden dies ausschließen, hieß es aus dem Helferkreis. Schnitzler verwahrte sich entschieden dagegen, die schutzsuchenden Menschen unter Generalverdacht zu stellen.

Landrat Karl Roth sagte in der Bürgerversammlung: Eine Millionen Flüchtlinge in Deutschland bedeuten, dass die Gemeinde Pöcking 91 Personen aufnehmen müsse, zwei Millionen bedeuteten 182 Personen. Platz sei aktuell für 170 Menschen. Doch auch der Landrat machte deutlich, dass er sich eine Atempause bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise wünschen würde.

Finanziell ist die Gemeinde Pöcking gut aufgestellt. Die Kosten für die Unterbringung der Flüchtlinge trägt der Landkreis beziehungsweise der Freistaat Bayern. Größere Ausgabenposten sind die Kindertagesstätten und das Hallenbad. Hier wird der Eintritt erhöht. Angehoben wird außerdem der Hebesatz für die Grundsteuer. Mehr Steuereinnahmen soll das neue Gewerbegebiet am Schmalzhof in die Kassen spülen. Schließlich schloss Schnitzler auch die Aufnahme von Krediten für das bislang schuldenfreie Pöcking nicht aus. "Die Wohnungsbauumlage wird sich in den kommenden Jahren erhöhen", sagte der Bürgermeister. Vor dem Hintergrund der aktuellen Zinslage seien Kredite da nicht das schlechteste Mittel zur Finanzplanung.

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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