Pöcking:Hotel am See

Lesezeit: 2 min

Lärmschutzauflagen erschweren den Umbau des einstigen DGB-Bildungszentrums in Niederpöcking

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Hotelplanungen in exponierter Lage am Ufer des Starnberger Sees gestalten sich grundsätzlich schwierig - das zeigt auch ein Bauvorhaben auf dem ehemaligen DGB-Gelände in Niederpöcking: Das ehemalige Bildungszentrum des Deutschen Gewerkschaftsbunds ging in die "Treuhandverwaltung Igemet", die Immobilienverwaltung der IG-Metall, über und steht seit Jahren leer. Im Vorjahr präsentierte Igemet ein Konzept für ein Tagungs- und Veranstaltungshotel, das der Pöckinger Gemeinderat grundsätzlich befürwortete. Das Vorhaben ist langwierig, ein Hotel könnte frühestens in zwei Jahren umgesetzt werden. Doch nun könnte es noch etwas länger dauern. Grund sind Lärmschutzauflagen. Der mit einem Lärmgutachten beauftragte Planer hielt im Bauausschuss die Umsetzung des ersten Planungskonzepts für sehr problematisch.

Jetzt müssen die Planungen geändert werden. Igemet-Geschäftsführer Franz Julius Partes stellte eine Alternativplanung vor: Die ehemalige Villa mit Bettenhaus und Remise soll weitgehend erhalten werden. Da es bereits früher auf dem Seegrundstück einen Tagungs- und Übernachtungsbetrieb gab und die Anzahl der Betten weitgehend gleich bleibt, ist die neue Planungen auf dem 5600 Quadratmeter großen Areal das geringste Problem. Die Villa mit der 400 Quadratmeter großen Terrasse, Gastronomie und einem 150 bis 250 Quadratmeter großen Saal soll wie bisher für Tagungen und Veranstaltungen genutzt werden. Anlieferung und Rezeption könnten im Bereich der Staatsstraße bleiben, so dass die Nachbarn möglichst wenig beeinträchtigt werden. Die Villa soll unterirdisch mit dem Bettenhaus verbunden werden, oberirdisch könnte ein Innenhof entstehen. Hier müsste der Lärmschutz bei Abendveranstaltungen eingehalten werden. Bei Feiern im Freien könnten Pavillons aufgestellt werden.

Schwieriger ist die Planung auf dem zweiten Grundstück auf der anderen Straßenseite, einem knapp 3600 Quadratmeter großen Areal, das etwa 100 Meter entfernt in südlicher Richtung liegt. Auf dem "Binnengrundstück" könnten nahezu alle für den Hotelbetrieb erforderlichen Stellplätze untergebracht werden. Ersten Planungen zufolge sollten die bestehenden Personalwohnungen umgebaut werden zu 28 Hotelzimmern und acht Suiten. Wermutstropfen: Es handelt sich um ein reines Wohngebiet, es gelten strenge Lärmschutzbestimmungen. Nun müssen die ehemaligen Personalwohnungen abgerissen werden. Stattdessen soll im Süden ein L-förmiges Gebäude mit Tiefgarage entstehen, das den Lärm von der Einfahrt abschirmt.

Peter Haberzettl (CSU) monierte, dass auf dem Gelände keine Wendemöglichkeit besteht. Zulieferfahrzeuge müssten von der Seestraße rückwärts in die Einfahrt einbiegen. Das könnte vor allem im Sommer zum Problem werden, stimmte ihm Partes zu. Er schlug daher vor, die Tiefgarage über die Baugrenzen hinaus aufs gesamte Gelände zu erweitern. Ohnehin handle es sich bei den Planungen nur um ein erstes Konzept. Die Feinplanung soll im Rahmen eines Architektenwettbewerbs konkret werden. Fürs Seegrundstück muss zudem geklärt werden, ob die Planung durch Änderung des Bebauungsplans aus den 90er Jahren umgesetzt werden können oder ob eine Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet erforderlich ist.

Die DGB-Villa hat eine wechselvolle Geschichte. Ursprünglich stand auf dem Seegrundstück die Villa eines Zahnarztes aus München, die im Jahr 1919 von dem Erlanger Unternehmer Karl Zitzmann erworben wurde. Er ließ die Villa abreißen und baute das mächtige herrschaftliche Landhaus mit Nebengebäuden und Schifferhütte. Weil der Gebäudekomplex nicht zu der eher bescheidenen Eleganz der benachbarten Bauten passte, nannten die Einheimischen die Villa Zitzmann auch "Wannsee-Villa". Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Amerikaner in der Villa einquartiert, bevor sie in den 50er Jahren vom DGB übernommen wurde.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: