Pöcking:Hinweise zu Hindenburg

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Zusatzschild soll Straßennamen in Pöcking erklären

Nach einer kontroversen, aber sehr sachlich geführten Debatte hat der Pöckinger Gemeinderat mit zwölf zu sechs Stimmen befürwortet, dass die Straßenschilder der Hindenburgstraße mit Hinweistafeln versehen werden. In dem relativ langen Text wird erklärt, dass der ehemalige Reichspräsident Paul von Hindenburg maßgeblich für die Machtübernahme der Nationalsozialisten verantwortlich war. Die Hinweistafeln sollen an der Ampel Ecke Hindenburg-/Hauptstraße sowie im Bereich des Bahnhofs Possenhofen angebracht werden.

In der Namensgebung zur Hindenburgstraße ist Pöcking seit Jahren gespalten. Schon 2006 gab es einen Vorstoß die Straße umzubenennen. Damals entschieden sich die Anwohner wegen der relativ aufwendigen Adressänderung dagegen. Anfang vergangenen Jahres gab es dann einen neuen Vorstoß, nachdem sich der Gemeinderat offiziell von den Pöckinger Ehrenbürgern aus der NS-Zeit distanziert hatte, zu denen auch Hindenburg gehörte. Nach dem Distanzierungsbeschluss sei eine Umbenennung nur konsequent, argumentierten damals die Antragsteller. Die Gemeinde bot daraufhin eine Informationsveranstaltung mit den bekannten Experten Professor Peter Longerich sowie der Pöckingerin Professor Maritta Krauss an. Der Gemeinderat sprach sich jedoch erneut gegen eine Umbenennung aus mit der Begründung, dass die Beibehaltung des Straßennamens an diesen negativen Teil der Geschichte erinnern soll. Als Kompromisslösung sollte ein entsprechendes Hinweisschild angebracht werden. An dem von der Pöckinger Historikerin Professor Maritta Krauss verfassten Text hatten die Gremiumsmitglieder einiges auszusetzen. Sie bemängelten ihn als zu lang, zu "wenig reflektierend", zu "wenig mahnend". "Wenn man so viel Text braucht, um zu rechtfertigen, dass man den Straßennamen belässt, ist das eine Farce", bemängelte Elisabeth Stiehler (PWG). Christian Hörndl (SPD) konterte: "Ich sehe den Text nicht als Rechtfertigung, ich sehe ihn als Erklärung." Der Gemeinderat sei nicht das richtige Gremium, um den Text einer Expertin zu bearbeiten, beendete Hans-Christoph von Gronau (Grüne) die Debatte. Albert Luppart (PWG) warnte allerdings vor Vandalismus. Schon jetzt sei das Straßenschild mehrmals beschmiert worden. Dies könne auch bei den neuen Hinweisschildern geschehen, sagte er.

© SZ vom 28.09.2015 / sbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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