Pöcking:Gewerbe statt Wohnen

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Pöcking lehnt Antrag auf Nutzungsänderung ab

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Früher war dort einmal eine Postfiliale, später ein Café, jetzt steht das Haus an der stark befahrenen Hindenburgstraße in Pöcking leer. Das Gewerbe interessiere sich nicht für die Räume, behauptet der neue Eigentümer und hat bei der Gemeinde einen Antrag auf Nutzungsänderung gestellt. Er will nun aus dem Haus ein Wohnbungalow machen. Beim Pöckinger Bauausschuss stieß das Vorhaben jedoch auf Ablehnung.

Zum Wohnen ist das Haus, das eingeklemmt zwischen der stark befahrenen Hindenburgstraße, einer Gaststätte und dem dahinter liegenden Parkplatz liegt, nicht gerade eine Traumlage. Außerdem befürchteten die Gemeinderäte Konflikte mit dem benachbarten Gewerbe. So könnte beispielsweise gegen die Lärm- und Geruchsbelästigung durch den Pizza-Service nebenan geklagt werden und das könnte das Aus für den Betrieb bedeuten.

Selbst Bürgermeister Rainer Schnitzler bevorzugte an dieser Stelle Gewerbe. Aber der Käufer der Immobilie habe einen Rechtsanspruch auf Nutzungsänderung, stellte er klar. Anders als in der Hauptstraße sei an dieser Stelle ein Wohngebiet, kein Mischgebiet. Es gibt auch keinen Bebauungsplan, in dem Gewerbeansiedelung festgeschrieben werden könne, erklärte Schnitzler.

Der mit der Vermarktung des Gebäudes beauftragte Immobilienmakler habe längere Zeit versucht, einen gewerblichen Nutzer zu finden, bislang jedoch ohne Erfolg, trug der Bürgermeister dem Gremium vor. Allerdings habe das Rathaus sogar die Anfrage eines Physiotherapeuten weitergeleitet, der Praxisräume suchte. Doch laut Markler habe dieser kein Interesse an den Räumen gezeigt. Erst als das Angebot auf Wohnnutzung umgeschrieben wurde, hätten sich Interessenten gemeldet.

Ob Räume vermietet werden könnten oder nicht, darf kein Argument für eine Nutzungsänderung sein, forderte Wolfram Staufenberg (CSU). Er vermutete wirtschaftliche Interessen hinter dem Antrag. Der Käufer habe Gewerberaum erworben. Die Umnutzung zum Wohnraum stelle jedoch eine lukrative Wertsteigerung dar, warnte Staufenberg seine Kollegen. Stadtplanerin Manuela Skorka fürchtete indes, dass der Gewerbestandort an der Hauptstraße durch die Gewerbe in der Hindenburgstraße geschwächt werden könnte. Das Gremium zweifelte jedoch daran. In der Hindenburgstraße sei schon immer wechselndes Gewebe angesiedelt gewesen, erinnerte Amelie Erhard (SPD). Der Gastronomiebetrieb sei nur über ein aufwendiges und langwieriges Bebauungsplanverfahren zu sichern, gab Schnitzler zu bedenken.

Ob das Landratsamt den Beschluss der Pöckinger akzeptiert oder aufhebt, bleibt abzuwarten.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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