Pöckinger Laientheater:Die Visionäre von Possenhofen W

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Weissagung mit Fischernetz: Eva Erhard (Falotta Nassauer) und Markus Schauer (Lumpazi Nassauer). (Foto: Georgine Treybal)

Witzig und derb: Die Theatergruppe der Würmseer Pöcking gibt nach einem Jahr Pause das "RegnWurmOrakl"

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Wüst und deftig geht es zu auf der Bühne: Kraftausdrücke und derbe Komik, Verfolgungsjagden, Liebe und Missverständnisse. Wenngleich der Schwank "RegnWurmOrakl" von Ralph Wallner alle Klischees enthält, die das Bauerntheater ausmachen, ist er eine feine Mischung aus Situationskomik und urkomischen Szenen. Die Theatergruppe des Trachtenvereins "D'Würmseer Pöcking" startete mit dem Stück nun in die Spielsaison. Der tosende Applaus nach drei schwungvollen Akten voller Action war wohlverdient. Nach einem Jahr Pause hat Regisseurin Ingrid Hotzy wieder eine spielfreudige Truppe aus Neulingen und altbekannten Pöckingern zusammengetrommelt. Und die Zwangspause tat dem Erfolg keinen Abbruch. Die Premiere war ausverkauft.

Was den alten Ägyptern ihr Mistkäfer, ist einem gestandenen Bayern sein Regenwurm. Lumpazi Nassauer, genannt Lumpi (Markus Schauer), steht auf Regenwürmer. Per Geschmackstest stellt er fest, ob es sich um einen Tau-Wurm oder einen Rot-Wurm handelt, und welche Sorte den besten Fischköder abgibt. Seine Frau Lotti (Eva Erhard) hat aber eine viel bessere Geschäftsidee: "Der Wurm des Regens" soll als Übermittler von Prophezeiungen herhalten. Der Einsatz lohnt sich, die Leute stehen Schlange, um sich vom Regenwurmorakel die Zukunft voraussagen zu lassen.

Mit Witz und Pfiff hat Spielleiterin Hotzy den Schwank umgesetzt und ihn nach Possenhofen verlegt. Auch die Besetzung ist ihr gelungen. Eva Erhard hat den Mut, verdreckt und in zerlumpter Kleidung herumzulaufen. Der Rolle der Fischerin Lotti und Möchtegern-Hellseherin verleiht sie Schwung und Temperament. Nebenbei: Sie ist auch im richtigen Leben die Ehefrau des Possenhofener Fischers. Bei Markus Schauer, der ihren Ehemann, den so charmanten wie nichtsnutzigen Hallodri "Lumpi" spielt, sitzen Gestik und Mimik perfekt. Das fidele Paar avanciert zu Recht zum Publikumsliebling. Theaterneuling Elisabeth Erhard spielt die zickige Nachbarin Gickerl-Walli ebenso glaubwürdig, wie Ludwig Erhard ihren Mann Gockerl-Willi, der daheim nichts zu lachen hat.

Im Bauerntheater darf das Liebespaar nicht fehlen. Felix Erhard sorgt als Hypochonder, dem der Dreck und die Ratten in der zugigen Bootshütte körperliche Schmerzen verursachen, für Lacher. Als er nur mit Feigenblatt bekleidet als Nackerter aus dem See gerettet wird, gibt es fürs Publikum kein Halten mehr. Anna Engesser ist die richtige Besetzung für die von ihm angeschwärmte Schank-Zenz. Bühnenneuling Ute Erhard - im wahren Leben die gute Seele im Bürgermeister-Vorzimmer - verleiht als "Huaberin" dem schwäbischen Dialekt neuen Charme. Ihre Kollegin in der Gemeinde, Standesbeamtin Ilona Karrer, agiert als "narrische Pseudoaphrodite" Mumien-Reserl glaubwürdig. Die Rolle des reichen, eitlen, aber schneidigen Großbauern Georg Zasterbauer ist Florian Beck auf den Leib geschrieben.

Ein liebevoll gestaltetes Bühnenbild mit Bootshütte und Steg am Seeufer (geschaffen von Trachtenvereins-Chef Hans-Peter Walter), dazu ein Spiel voller Dynamik und Sprachwitz machen die Komödie zu einem Erlebnis.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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