Pöcking:Auf den Spuren der Geigenzauberer

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Pöcking La Villa: Konzert zu den Musiktagen Starnberg, Kreisler-Story Daniel Röhn - Violine & Paul Rivinius - Klavier (Foto: Arlet Ulfers)

Daniel Röhn und Paul Rivinius treten in Pöcking augenzwinkernd mit der "Kreisler-Story" auf

Von Reinhard Palmer, Pöcking

Es ist bereits zwölf Jahre her, als Daniel Röhn zum letzten Mal der Einladung seines einstigen Kommilitonen und inzwischen künstlerischen Leiters der Starnberger Musiktage Rudens Turku gefolgt war. Röhn ist mittlerweile ein überaus erfolgreicher Geigenvirtuose, der mit renommierten Orchestern die große Weltliteratur der Musik in namhaften Konzertsälen rauf- und runterspielt. Dennoch: In dem selbst moderierten Programm "Die Kreisler-Story", die seine ureigene Sache ist, geht er voll und ganz auf. Es war "Ein Abend voller Geschichte(n)" mit reichlich Augenzwinkern, auch wenn der Witz nicht immer eindeutig als solcher zu erkennen war. Man kann dies als Röhns besondere Gabe betrachten, hat doch gerade diese Unsicherheit darüber, ob etwas ernst gemeint ist oder nur eine scherzhaft überzeichnete Anekdote, eine eigene humoristische Qualität.

Stoff lieferte ihm die Programmidee reichlich, zumal es darin nicht nur um den jüdisch-österreichischen Geigenvirtuosen Fritz Kreisler ging. Zu den großen Geigenstars, die sich wie einst Tartini und insbesondere Paganini die Geigenliteratur so hinbogen, dass sie ihr Können möglichst effektvoll exponieren konnten, gehörten auch der Russe Jascha Heifetz, der US-Amerikaner William Kroll, der Tscheche Josef Suk, der Spanier Pablo de Sarasate, der Pole Henryk Wieniawski sowie der Austrioungar Josef Joachim. Sie waren allesamt großartige Geigenzauberer mit legendären Fähigkeiten am Instrument, denen Röhn hier in der Orangerie von La Villa in Niederpöcking gerecht zu werden keine Mühe hatte. Er ging vielmehr mit übermütigem Schmiss und furioser Ausgelassenheit - Moonwalk inklusive - an die von den Virtuosen angereicherten Kompositionen heran, schlüpfte lustvoll in die Rolle seiner protzigen Vorgänger, die sich da hemmungslos über die Intentionen der Urheber hinweggesetzt hatten.

Ein aus Zugabenminiaturen konzipierter Abend ist nicht dazu gedacht, sich zurückzuhalten oder in leiser Zartheit zu üben. Ganz im Gegenteil: Zusammen mit dem herausragenden Kammermusiker Paul Rivinius am Flügel war Röhn angetreten, mit fingerakrobatischer Brillanz aus dem Vollen zu schöpfen. Ganz besonders in "Zephir" op. 30/5 des ungarischen Violinisten und Komponisten Jenő Hubay, der in diesem luftigen Kabinettstückchen nahezu alle spieltechnischen Finessen untergebracht hatte, die bis dahin als spielbar erschienen. Einzig in der Sonate Nr. 3 D-Dur von Jean-Marie Leclair, der zu den größten Geigern des 18. Jahrhunderts gehörte, sollte hier das homogen ausbalancierte Duo auch innigen Gesang von feinfühliger Charakteristik erklingen lassen. Selbst die Debussy-Sonate zeigte sich allenfalls auf rhapsodische Art narrativ, sonst vor allem von der temperamentvollen, ja bisweilen furiosen Seite.

Was neben der Virtuosität durchaus einen wichtigen Platz einnahm, war die feierliche Spielart, die offenbar Kreisler in Eigenkompositionen die Möglichkeit gab, die Klangfülle seiner Instrumente - er besaß eine große Sammlung weltberühmter Geigen - in vollen Zügen auszukosten. So etwa mit orchestraler Schlusssteigerung im "Tempo di Menuetto", leidenschaftlich im "Grave" und schließlich temperamentvoll mit eigener Auslegung Brahms' Ungarischen Tanzes Nr. 17, der über ein furioses Wirbeln schließlich zur nostalgischen Melodik zurückfand. Begeisterter Applaus und eine zauberhafte Zugabe - vom "weltberühmten" Ed Poldini.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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