Pöcking:Alles eine Frage künstlicher Intelligenz

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Der Historiker und Galerist Erich Kasberger beim Starkbierfest in Pöcking. Seine feinsinnig-humorvolle Rede hat er selbst geschrieben. (Foto: Georgine Treybal)

Der Historiker und Galerist Erich Kasberger mimt bei der Pöckinger PWG den Derblecker und entwirft dabei erstaunliche Visionen für den Gemeinderat.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Fluchen ist ein Kulturgut. Schon im alten Rom war die Schmähung eine Kunst, und auch im Mittelalter wurde deftig geschimpft. Schade eigentlich, dass die Kinder heutzutage nur noch maximal fünf Schimpfwörter kennen, wo doch Fluchen nachweislich dem Aggressionsabbau dient. Grund genug für den diesjährigen Redenschreiber und Regisseur Erich Kasberger, auf dem Starkbierfest der Pöckinger PWG am Samstag dem Fluchen einen eigenen Sketch zu widmen.

Fluchunterricht für Katharina Glas (links) und Christel Peuker bei einem Sketch. (Foto: Georgine Treybal)

Lehrer Kasberger gibt dabei den Schülern (Katharina Glas, Christel Peuker, Horst Curth und Ludwig Gansneder) Fluch-Unterricht und betreibt mit ihnen Fluch-Sport. Am Ende wurden die Freizeitkabarettisten mit einem ebenso stürmischen Applaus der etwa 200 Zuschauer im Beccult belohnt wie zuvor der Auftritt der "PWG-Youngsters" Steffi und Simon Schnitzler, Anna Gansneder und Erik Linnemann.

Schon zum 24. Mal fand das traditionelle "Dableckn" statt. Und alle sind gekommen. Außer den drei Pöckinger Bürgermeistern und einigen Gemeinderäten waren auch die Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig, Landrat Stefan Frey, der Feldafinger Rathauschef Bernhard Sontheim sowie Kommunalpolitiker aus den Nachbargemeinden vertreten. Allerdings sind von dem ursprünglichen "Dableckn", das einmal in der Zimmerei Gansneder begonnen hatte, nur noch Holzspäne als Deko auf den Tischen übrig geblieben. Neu war, dass platte Spöttereien ebenso fehlten wie Haudrauf-Seitenhiebe auf anwesende Politiker. Der Historiker und Galerist Kasberger knüpfte stattdessen an die Zeit an, als er selbst noch professionelles Kabarett gemacht hatte. Seine Sticheleien waren feinsinnig-humorvoll, und das Publikum bog sich vor Lachen.

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Rathaus-Geschäftsleiter Sven Neumann bekam beispielsweise sein Fett als Sparfuchs weg. "Seine natürliche Intelligenz ist begrenzt", hieß es in einem Sketch zur Frage, wie Pöcking wieder zu Geld und Intelligenz kommen solle. Über die Gemeinde, deren Millionenvermögen rapide sinkt, sagte Kasberger: "Da geht es nicht um Intelligenz, sondern um den Preis." Er spielte einen Beamten, der Roboter kaufen soll, die den Gemeinderat mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ersetzen ("Wenn ein Roboter Schmarrn redet, kannst du ihn umprogrammieren"). Im Hintergrund wurden dazu von Leo Gansneder designte Collagen von Robotern mit den jeweiligen Kommunalpolitiker-Köpfen eingespielt.

Bürgermeister Rainer Schnitzler in KI-Format (oben): "Den IQ haben wir höher eingestellt", erklären Erich Kasberger (links) und Ludwig Gansneder beim Pöckinger PWG-Dableckn. (Foto: Georgine Treybal)

Zu Bürgermeister Rainer Schnitzler hieß es: "Dieses Modell kommt ohne Rückgrat aus. Es läuft seit 2002 wie geschmiert. Den IQ haben wir höher eingestellt." Der Roboter des FDP-Gemeinderats Christian Schnorbusch wurde als Babuschka-Puppe angeboten, weil die FDP immer kleiner wird und Wolfram Staufenberg (CSU) als Staubsauger Henry, der eine extra lange Leitung hat. Der PWG-Chef und Organisator Albert Luppart war die Allzweckwaffe, die endlos vorreden, nachreden und zureden kann ("Wenn er plaudert, kommt Dampf raus"). Dafür hatte Luppart zuvor einen Beweis erbracht, als er in seiner launigen Begrüßungsrede Landkreis, Nachbarn und seine Heimatgemeinde aufs Korn genommen hatte. Am Ende der Vorstellung bekamen die Besucher noch einen Spruch mit auf den Weg: "Erst stirbt der Mensch, dann die Dummheit."

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