Pöcking:50 Flugblätter

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Bürgermeister Schnitzler bereitet die Pöckinger auf die Ankunft neuer Asylbewerber vor

Von Christian Deussing, Pöcking

In wenigen Tagen werden die ersten von 25 Asylbewerbern in die Pöckinger Villa der vor zwei Jahren gestorbenen Ehrenbürgerin Eva Grenzebach einziehen. Der Erbe und Eigentümer will das sanierte Anwesen mit großem Garten für Flüchtlinge an das Landratsamt Starnberg vermieten; die Behörde hat das Quartier an der Weilheimer Straße bereits geprüft und hält es für geeignet. Die Gemeinde Pöcking hat daher fast 50 Infoblätter an die Nachbarn verteilt, um sie auf die neuen Bewohner aufmerksam zu machen - vor allem aber mit der Bitte, den Asylbewerbern mit offener und positiver Haltung und einer "Kultur des Willkommens" zu begegnen.

Davon könnten "alle profitieren", schreibt Bürgermeister Rainer Schnitzler in dem Brief und versichert, mit vereinten Kräften alles zu unternehmen, "um unsere Asylbewerber vor Ort intensiv zu betreuen". Die Flüchtlinge würden von Sozialarbeitern des Landratsamtes über die hiesigen Gepflogenheiten informiert und angewiesen, wie sie sich im Haus und in der Nachbarschaft zu verhalten haben. Zudem gebe es in der Gemeinde einen Helferkreis und mit Dimitra Trottmann eine Asylbeauftragte, die sich um die Koordination kümmere, betont der Rathauschef. Überdies stehe man den Bürgern "gerne bei Fragen zur Verfügung". Allerdings wissen Schnitzler und die Kreisbehörde noch nicht, aus welchen Ländern die Flüchtlinge kommen. Denn deren Zuweisungen aus München seien "sehr kurzfristig".

Um die Ankömmlinge aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die vor Krieg und Hunger geflüchtet sind, möglichst schnell zu integrieren, ruft die Gemeinde jetzt zu Patenschaften auf. Die Helfer könnten zum Beispiel Asylsuchende bei Behördengängen und Arztbesuchen begleiten oder sie auch zu einem geselligen Grillabend einladen. Auch diese Aktionen würden helfen, "diffuse Ängste" abzubauen und Vorbehalte auszuräumen, sagt Schnitzler, der mögliche Bedenken von Anliegern aber auf jeden Fall ernst nehmen will.

Zu denjenigen gehört eine Anwohnerin, die sich trotz des Flugblatts "nicht angemessen informiert" fühlt. Sie habe "überhaupt nichts gegen Asylbewerber", betont die Pöckingerin, doch man müsse die "Bürger früher ins Boot holen". Dann wäre sie auch bereit, zu helfen. Die Anruferin verweist auf das positive Beispiel von München-Solln, wo nur 16 statt 25 Flüchtlinge in einer Villa untergebracht werden sollen. Dort habe ein Sozialverein sehr frühzeitig und offen die Nachbarn über das Asylprojekt informiert. Außerdem sei die Villa in Pöcking für 25 Flüchtlinge zu eng, behauptet die Anliegerin.

Das lässt der Bürgermeister so nicht gelten. Denn das Landratsamt habe eine Liste von festen Vorgaben, ob sich ein Gebäude als Asylunterkunft eignet. In der Gemeinde Pöcking wohnen in gemeindeeigenen Unterkünften bisher acht junge Somalier und eine sechsköpfige Familie. Sie seien von der jeweiligen Nachbarschaft freundlich aufgenommen worden, berichtet Rainer Schnitzler.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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