Pfarrer Johannes List aus Tutzing:Seelsorger für Gehörlose gestorben

Pfarrer Johannes List setzte sich für Gehörlose, Blinde und taubblinde Menschen ein, traute sie, taufte ihre Kinder und feierte Gottesdienste in Gebärdensprache. (Foto: privat)

Mehr als 30 Jahre betreute Pfarrer Johannes List als Seelsorger der Erzdiözese München und Freising gehörlose und blinde Menschen. In der Pfarrei St. Joseph in Tutzing war der bescheidene und beliebte Geistliche nach seiner Pensionierung rund zehn Jahre tätig und wohnte in der Seegemeinde nahe seinem Bruder. Mit 85 Jahren ist Pfarrer List in München verstorben. Er wurde vergangene Woche auf dem Neuen Friedhof Tutzing beerdigt.

Zum Requiem mit Pfarrer Peter Brummer waren viele Trauernde aus dem ganzen Münchner Raum gekommen, denen List als Seelsorger beigestanden hatte. List war von 1968 bis 1992 Diözesanseelsorger für taube und hörbehinderte Menschen, von 1969 bis 1998 zusätzlich Seelsorger für blinde, sehbehinderte und taubblinde Menschen. Besonders verdient gemacht hat er sich um Taubblinde, mit denen er sich mit dem Lorm-Alphabet verständigte - einer Kommunikationsweise durch Berührungen auf den Handflächen.

"Viele gehörlose Paare hat er getraut und die Kinder getauft, zur Erstkommunion geführt und für die Firmung vorbereitet", wie der Landesverband Bayern für Gehörlose in einer Traueranzeige schreibt. Menschen in Krankheit und Leid habe er begleitet und sei in Tod und Trauer für sie dagewesen. Er habe Gottesdienste gefeiert, die katholischen Gehörlosengemeinschaften aufgebaut und unterstützt. In der Gehörlosenschule habe er lange Zeit Religion unterrichtet.

Nach dem Trauergottesdienst in Tutzing, der wie die Beerdigungszeremonie in Gebärdensprache übersetzt worden war, teilte ein Besucher Pfarrer Brummer mit Gesten mit, was der Verstorbene für die Betroffenen bedeutete: "Einfach ein Geschenk des Himmels."

© SZ vom 17.12.2019 / manu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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