Percha:Zurück in die Selbständigkeit

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Die neue Hausleiterin des Malteserstifts, Gislinde Dietz (li.), und die stellvertretende Pflegedienstleiterin, Nadine Ernst, stellten ihr Konzept vor. (Foto: Georgine Treybal)

Das Malteserstift in Percha und die Kubaschewski Stiftung starten ein Pilotprojekt

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Percha

Nach einem Unfall oder einem Schlaganfall ist oft nichts mehr wie es war. Plötzlich werden die einfachsten Dinge des Alltags, wie Strümpfe anziehen oder das Streichen eines Frühstücksbrotes, zur großen Hürde. Als einziger Ausweg erscheint dann häufig das Alten- oder Pflegeheim. Mit dem deutschlandweit einzigartigen Projekt "re-aktivierende Pflege", das die Ilse Kubaschewski Stiftung in Kooperation mit dem Malteserstift Sankt Josef in Percha anbietet, sollen Betroffene ab 65 Jahren wieder befähigt werden, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Am Dienstag stellten die neue Hausleiterin des Malteserstifts, Gislinde Dietz, und die stellvertretende Pflegedienstleiterin, Nadine Ernst, das neue Projekt dem Starnberger Seniorenbeirat vor. Derzeit werden in dem neuen Fachbereich "re-aktivierende" Pflege" 10 Plätze angeboten. Laut Dietz sind noch Plätze frei.

Das Projekt zeige, dass der Wechsel in eine Pflegeeinrichtung keine Einbahnstraße sein müsse, sagte Nadine Ernst. Nach langjähriger Berufserfahrung in Reha-Kliniken hat sie festgestellt, dass die therapeutischen Leistungen teilweise umfangreicher und intensiver sind als bei herkömmlichen Reha-Maßnahmen. Denn die Ilse Kubaschewski Stiftung finanziere zusätzliche Therapieleistungen, die von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Im Malteserstift wurden bereits erste Erfahrungen gesammelt und schon gute Erfolge erzielt. Wie Ernst sagt, hat man beispielsweise erreicht, dass eine 95-Jährige wieder selbstständig daheim leben kann. "Man sieht wie glücklich und zufrieden vor allem die Angehörigen sind, wenn sie Betroffene wieder nach Hause nehmen dürfen", sagte sie.

Neben den Therapeuten werden auch die Angehörigen und der Hausarzt in das Projekt eingebunden, das noch von dem früheren Altenheimleiter Richard Szymanski angestoßen worden ist. Das Altenheim stellt alle Pflegeeinrichtungen zur Verfügung. Für Ernst ist wichtig, dass für die Betroffenen ein fließender Übergang entsteht. Falls sie in der Einrichtung bleiben wollen, hätten sie Zeit, um sich auf das neue Umfeld einzustellen. Doch in vielen Fällen könne man die Patienten bei guter Pflege wieder stabilisieren, so dass sie wieder zu Hause leben könnten. Eine Senioreneinrichtung alleine kann laut Hausleiterin ein derartig schwieriges Projekt nicht stemmen. Denn der Anteil der Löhne und Gehälter beträgt laut Dietz rund 70 Prozent der Gesamtkosten. Das Projekt passt aber ihrer Ansicht nach gut zum Motto des Malteserstifts, wonach nicht das Kaufmännische, sondern Menschlichkeit und Alltagsbetreuung im Vordergrund stehen.

Die 56-jährige Diplom-Betriebswirtin Dietz hat zusammen mit dem Pflegedienstleiter Thomas Christ die Nachfolge des Ehepaares Szymanski angetreten, das im Januar in Ruhestand ging. "Das Haus ist gut bestellt und die Fußstapfen des Ehepaares Szymanski, in die wir steigen, sind groß", sagte Dietz. Man werde ständig gemessen an den Vorgängern. Aber dennoch werde sie manche Dinge anders machen. So wurden beispielsweise Familientische eingeführt und im Sommer sollen weitere neue Projekte folgen. Als größte Herausforderung bezeichnete Dietz die Nachwuchssuche von Altenpflegern, um langjährige Mitarbeiter ersetzen zu können, die in den Ruhestand gehen.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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