Ortstermin des Stadtrats:Wege ums Gestüt

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Stadträte und Eigentümer Andreas Wunderlich (zweiter von links) bei der Ortsbesichtigung. (Foto: Arlet Ulfers)

Eigentümer von Isarland will bisherige Verbindungen kappen

Von Peter Haacke, Starnberg

Um das seit Jahren verwaiste Gestüt Isarland vor den Toren Starnbergs ist erneut Streit entbrannt: Eigentümer Andreas Wunderlich, dem nach einem Bieterverfahren und mehreren gerichtlichen Auseinandersetzungen die Stallungen des einstigen Vollblüterzuchtbetriebs, das Gutshaus Heimathshausen und etwa 41 Hektar landwirtschaftliche Fläche zugesprochen wurden, möchte das Areal künftig frei halten von Erholungssuchenden, Radfahrern und Fußgängern. Um Konflikte zwischen der beabsichtigten landwirtschaftlichen Nutzung mit schweren Fahrzeugen nebst Reitern und der Nutzung des Weges durch die Öffentlichkeit auszuschließen, möchte er daher die historische Wegeverbindung nach Wangen und Leutstetten kappen, die mitten durch sein Gehöft führt. Stattdessen sollte nach seinen Vorstellungen ein neuer Weg entstehen, der östlich um das Gestüt herumführt. Der Haken an der Sache: Der geplante Weg kreuzt eine denkmalgeschützte Kastanienallee.

Das ehemalige Gutshaus und das Gestüt Isarland im Norden des Ortsteils Percha haben eine wechselvolle Geschichte. Heimathshausen zählt zu den ältesten Siedlungen des Landkreises und wurde schon im Jahr 1200 erwähnt. Geblieben sind davon lediglich ein baufälliger Stadel und ein Wohnhaus aus dem 17. Jahrhundert, das sich in einem schlechten Zustand befindet und seinen Denkmalschutz wegen diverser Umbauten verloren hat.

Das Gestüt Isarland entstand seit 1939 auf Betreiben von Christian Weber: Der alte Kampfgefährte und Duz-Freund von Adolf Hitler galt als einer der berüchtigtsten Münchner Nazis, der den Weiler dem Verein "Das braune Band von Deutschland" zuschlug, um Vollblüter für den Galopp-Rennsport züchten zu lassen. Nach 1945 wurde die Stadt München Eigentümer. Die Stallungen sowie die eigens gepflanzte Kastanienallee, die einst von der Buchhofstraße schnurgerade zum Gestüt führte, stehen unter Denkmalschutz. Seit dem Bau des Autobahnzubringers existiert jedoch keine Anbindung mehr.

Die Stadt war nun zu einer Stellungnahme gegenüber der Unteren Denkmalschutzbehörde zur geplanten Wegverlegung aufgefordert und traf dabei auf ein Problem: Teile des historischen Weges durch das Gehöft sind nicht gewidmet, ein Teil ist im Eigentum von Wunderlich. Der Landwirt beantragte für den neuen Weg, den auch andere Land-und Forstwirte mit schwerem Gerät nutzen sollen, eine Breite von 3,50 Metern. Nach einer Ortsbesichtigung beschloss der Bauausschuss jedoch, dass 2,50 Meter bei einer Nutzung ausschließlich für Radfahrer und Fußgänger ausreichend seien. Die Entscheidung liegt nun beim Landratsamt, doch auch das Landwirtschaftsministerium wird voraussichtlich noch involviert.

© SZ vom 26.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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