Ortsplanung:Sechs Architekten, ein Bahnhof

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Die Zukunft des Bahnhofs gehört zu den Gautinger Dauerthemen. Jetzt sind wieder Architekten am Zug. (Foto: Georgine Treybal)

Büros sollen Ideen für das Gebäude und sein Umfeld entwickeln

Von Michael Berzl, Gauting

Seit mehr als zwölf Jahren gehört das alte Bahnhofsgebäude in Gauting der Gemeinde. Nach Workshops, einem Ideenwettbewerb, einem städtebaulichen Rahmenplan und diversen Formen von Bürgerbeteiligung ist immer noch nicht klar, was damit geschehen soll.

Nun lädt das Rathaus sechs Büros ein, Ideen zu entwickeln und vorzustellen. Eine Vorauswahl hat die Münchner Architektin Claudia Schreiber getroffen. Für das um 1900 in Ziegelbauweise errichtete Empfangsgebäude stehen dabei einmal mehr beide denkbaren Varianten zur Debatte: Abriss oder Sanierung.

Auf den ausdrücklichen Wunsch von Gemeinderäten hin ist einer der Architekten, die zur Teilnahme aufgerufen sind, Michael Wallraff, der in Gauting aufgewachsen ist und nun sein Büro in Wien hat. Er hat 1987 am Otto-von-Taube-Gymnasium sein Abitur gemacht. Wallraff ist Archiktekt und Bühnenbildner, er arbeitet nach eigenen Angaben seit 1997 selbständig in der österreichischen Hauptstadt sowie in München und Los Angeles. Er hat bei Coop Himmelblau mitgearbeitet, ist Gastprofessor an der Universität in Innsbruck und hat schon an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen. Architektin Schreiber beschrieb ihren Kollegen als "unheimlich künstlerisch" und als einen Mann, der "spannende Ideen" habe. Sie äußerte aber Bedenken, ob er genügend Erfahrung und Kompetenz für die besonderen Anforderungen in Gauting mitbringt. Dennoch beschloss der Bauausschuss, ein anderes Büro aus ihrer Vorschlagsliste zu streichen und dafür Wallraff hereinzunehmen.

Außerdem werden fünf weitere Büros im Rahmen einer sogenannten Mehrfachbeauftragung eingeladen. Außer zwei Teilnehmern am städtebaulichen Ideenwettbewerb im Jahr 2016, die aus Rosenheim und Bockhorn kommen, gehen Einladungen an Büros in München und Ulm.

Ihre Aufgabe ist es nun, ein Konzept zu entwickeln für einen gut drei Hektar großen Bereich von der Ammerseeunterführung bis zum Postareal, der sich zu großen Teilen im Eigentum der Gemeinde befindet. Das Rathaus erwartet sich Denkanstöße nicht nur für das Bahnhofsgebäude. Ausdrücklich heißt es in der 20-seitigen Ausschreibung, die auch auf der Homepage der Gemeinde nachzulesen ist: "Es werden innovative städtebauliche Entwurfsbeiträge gewünscht". So ist von kostengünstigen Wohnungen und einem Wochenmarkt die Rede, der Park&Ride-Platz könnte überbaut werden. Der Bahnhofsplatz und die Bahnhofstraße sollen demnach zur Tempo-30-Zone werden.

Der Terminplan für das Plangutachtenverfahren wird momentan mit dem Büro Schreiber abgestimmt, teilte Rainer Härta vom Bauamt mit. Er geht davon aus, dass das Verfahren bis zu den Sommerferien abgeschlossen werden kann. Zuvor sind eine öffentliche Informationsveranstaltung und ein Rundgang geplant. Die Büros sollen nicht nur Pläne und eine Visualisierung vorlegen, sondern auch Modelle bauen, die dann in einer Ausstellung präsentiert werden können.

Mittlerweile ist auch genauer erkennbar, wie der Busbahnhof und die Abstellanlage für Fahrräder aussehen sollen, die auf der neuen Tiefgarage beim Bahnhof geplant sind. Mit großer Mehrheit hat der Bauausschuss einen überarbeiteten Entwurf des Büros Obermeyer gebilligt, der nun auch zwei Zebrastreifen vorsieht, um den Weg vom Bahnhof zur Grundschule sicherer zu machen. "Ich bin überzeugt, dass genau das die Lösung ist", sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU). In einem ersten Vorschlag hatten diese Querungshilfen noch gefehlt, was den Planern den Vorwurf eingebracht hatte, sie hätten zu wenig an die Sicherheit der Kinder gedacht. "Das ist eine individuelle Lösung, extra für Gauting zugeschnitten. In den Richtlinien findet sich so etwas nicht", sagte der Verkehrsplaner Helmuth Ammerl zu der aktuellen Version. Und auch der UBG-Gemeinderat Richard Eck, der sich mit dem Thema Verkehr stets besonders gründlich auseinandersetzt, lobte: "Das ist genau so, wie wir uns das vorgestellt haben". Nur die Grünen stimmten dagegen, weil sie sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festlegen wollten.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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