Ortsmitte:Teures Pflaster für Krailling

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Freie Wähler kritisieren Neugestaltung der Ortsmitte, der Verkehr werde nur verlagert

Von Carolin Fries, Krailling

Die Zweifel sind nach wie vor groß, hinzu kommen Enttäuschung und Wut: Die Freie Bürgergemeinschaft in Krailling (FBK) lehnt die Neugestaltung der Ortsmitte vehement ab, wie sie der Gemeinderat seit knapp sieben Jahren plant. "Das Fatale ist, das man uns Bürger nie dazu gehört hat", sagte Waltraud Asam am Mittwochabend bei einer Info-Veranstaltung vor 30 Zuhörern in der "Brauerei".

Der abschließende Beschluss für den ersten von zwei Bauabschnitten steht am kommenden Dienstag, 25. September, auf der Tagesordnung des Gemeinderates, die Planung wird von einer großen Mehrheit im Gremium getragen. Doch Asam sieht noch Chancen, wenigstens Details zu ändern - schließlich seien die Arbeiten noch nicht ausgeschrieben. Bei der Bürgerversammlung am Montag, 1. Oktober, welche eine von den Freien Wählern unterstützte Initiative per Unterschriftensammlung erwirkt hat, will man diverse Änderungsanträge stellen. Doch welche Möglichkeiten des Widerstands gibt es darüber hinaus?

Um das abzuklären, hatte der FBK-Vorsitzende Wilhelm Mahler die Landesgeschäftsführerin und Sprecherin des Landesverbandes "Mehr Demokratie", Susanne Socher, eingeladen, die Initiativen ebenso wie Kommunen bei Bürgerbegehren und -entscheiden berät. Die FBK hatte im Mai versucht, zumindest die Umgestaltung des Paulhan-Platzes mit einem Bürgerbegehren aus der Planung zu nehmen, war jedoch an einem Formfehler gescheitert. Kein Einzelfall, befand Socher: 13 Prozent aller Begehren widerfahre das, oft seien Formalitäten der Grund. Sie wies auf die Möglichkeit eines erneuten Bürgerbegehrens hin, vorzuziehen aber sei der Dialog mit der Verwaltung. Darin bestehe nicht nur die größte Chance, inhaltlich noch etwas zu erreichen: "Es entsteht ein ganz neues Demokratieverständnis."

Davon allerdings sei man aktuell weit entfernt, sagte Eric Heuscher. Lediglich pro forma würde man von Bürgermeisterin Christine Borst an einen Tisch geladen. Die Planung mache die Gemeinde alleine, kritisierte er. Dabei gebe es so viele Dinge, wo die Bürger mitreden sollten, betonte Asam - etwa bei der Verlegung von Bushaltestellen, dem Straßenbelag, der Straßenführung, der Bepflanzung oder dem Standort des Maibaums. Das alles koste schließlich auch viel Geld.

Allein der erste Bauabschnitt soll knapp 3,5 Millionen Euro kosten. Pro Quadratmeter überplanter Fläche mache das 375 Euro, sagte FBK-Gemeinderat Rudolf Heidrich, der die Planung zwar für "optisch toll, aber nicht unbedingt sinnvoll" hält. Denn eine Verkehrsentlastung, welche Ziel des Projekts sei, würde nur nach dem Sankt Floriansprinzip erreicht. "In der Margaretenstraße wird sicher weniger los sein, dafür fahren die Autos dann auf der Gautinger Straße." Dort würden aktuell schon täglich 15 000 Autos in Richtung Starnberg fahren.

Heidrich kritisiert auch die Pflasterung mit Naturstein, wie sie der Gemeinderat beschlossen hat. "Granit ist schön, aber nicht immer und überall", bestätigte ihn Josef Nefele, Bauingenieur und parteifreier Bürgermeister der Gemeinde Egenhofen im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck. Granit sei schön und haltbar, müsse aber gepflegt werden, etwa wenn sich Zigarettenkippen in den Fugen sammeln. "Außerdem erzeugt Pflaster Lärm, und das nicht wenig." Betonstein koste lediglich die Hälfte, ließe sich farblich gestalten und die Platten seien leichter zu verlegen. Nefeles Favorit als Straßenbelag aber ist der klassische Asphalt, "einfach unschlagbar". Für Gehwege und Plätze sei wasserdurchlässiges Pflaster eine gute Wahl.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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