Ortsentwicklung:Beruhigte Bürger

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Die Gautinger zeigen sich bei einer Infoveranstaltung zufrieden damit, dass der Bahnhof erhalten und saniert wird. Die Planung ist mit dem Siegerentwurf allerdings noch nicht abgeschlossen

Von Blanche Mamer, Gauting

Die Präsentation der sechs Modelle und Planungsunterlagen für das Gautinger Bahnhofsumfeld am Montag im Rathausfoyer verlief im Vergleich zu früheren Informationsveranstaltungen zu Bauvorhaben ausgesprochen diszipliniert. Allein die Tatsache, dass alle Planer für den Erhalt des alten Bahnhofsgebäudes als ortsprägendes Gebäude plädiert hatten, scheint die sonst so kritischen Bürger beruhigt zu haben. Auch der Entwurf des Büros Beer, Bembé und Dellinger, der von der Wettbewerbsjury als bester befunden und vom Gemeinderat abgesegnet worden war, stieß grundsätzlich auf große Akzeptanz. "Jetzt können Sie Ihre Fragen stellen. Bei der Gemeinderatssitzung ging das ja nicht", sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) in ihrer Begrüßung.

Professor Christian Schiebel, leitender Baudirektor bei der Regierung von Oberbayern, sagte, alle sechs Entwürfe zeigten gute Ansätze und begründete dann die Entscheidung für den Entwurf Beer. Er hob die Ideen für den Kulturbahnhof und den Bahnhofsvorplatz hervor. Dieser soll nur mit einer minimalem Schwelle in die Bahnhofsstraße übergehen und in der gegenüberliegenden Straßenseite beim Hotel Simon fortgesetzt werden. Im Verkehr sollen alle Teilnehmer gleichberechtigt sein.

Landschaftsarchitekt Clemens Fauth stellt im Rathaus den Siegerentwurf von Beer, Bembé und Dellinger vor, der aber um Ideen anderer Entwürfe erweitert werden kann. (Foto: Beer/Bembé/Dellinger)

Er wies auch darauf hin, dass es seit diesem Jahr in Bayern eine Entsiegelungsprämie gibt, die eventuell beantragt werden könne. Neben dem Busbahnhof mit Wendeschleife, der neu geordnet wird, gibt es Platz für einen Wochenmarkt, im Anschluss ist ein Kinderhaus und Wohngebäude in Holzbauweise mit sogenannten "Starter-Wohnungen" für Studierende und Azubis oder Übergangswohnungen für Wohnungssuchende vorgesehen. Gegen die Lärmbelästigung durch vorbeifahrende Regionalzüge oder das Abbremsen und Anfahren der S-Bahnen könnte eine begrünte Lärmschutzwand helfen, sagte Landschaftsarchitekt Clemens Fauth, der in Vertretung für Architektin Anne Beer gekommen war.

Kössinger stellte indes klar, dass mit der Entscheidung für das Büro Beer die Planung nicht abgeschlossen sei. Die Ideen würden sehr gründlich geprüft, auch die zum Bahnhofsvorplatz, sagte sie. Da die Gemeinde alle Entwürfe gekauft hat, wäre es denkbar, dass der eine oder andere Vorschlag eines anderen Büros in den Rahmenplan aufgenommen wird. Das letzte Wort zur Planung ist also noch nicht gesprochen.

Die Substanz des Ziegelbaus sei geprüft worden, bestätigte Kössinger. Sollte es doch beschädigte Teile geben, könne die Fassade nach Offenlegen des Klinkers geschlemmt werden. Was die Bezeichnung Kulturbahnhof angeht, stellte Kössinger klar, dass das nur dann eine Option sei, wenn sich der Veranstaltungsraum selbst trage. "Wir können uns keine zusätzliche Spielstätte leisten. Da es aber eine Gruppe von Bürgern gibt, die großes Interesse hat, den Bahnhof für Kulturveranstaltungen zu nutzen, muss das geprüft werden. Grundsätzlich soll der Raum auch für andere Veranstaltungen offen sein", sagte sie. Zur Kritik an den wenigen Parkplätzen direkt am Bahnhof - neben den Taxistellplätzen soll es im Entwurf Beer nur vier Kiss&Ride-Plätze geben -, wies Kössinger auf die große Zahl von Tiefgaragenparkplätzen mit Lifts und direktem Zugang zu den S-Bahnsteigen hin.

Die sonst so kritischen Bürger sind zufrieden. (Foto: Arlet Ulfers)

Auf die Frage eines Bürgers, ob die Gemeinde den Verkauf des Bahnhofs überlege, antwortete die Bürgermeisterin, dass sie "persönlich keinesfalls verkaufen" wolle, dass der Gemeinderat aber anders entscheiden könne.

© SZ vom 16.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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