Ortsbild:Denkmalgeschütztes Landhaus wird saniert

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Klassisches Landhaus des einfachen Mannes im 19. Jahrhundert: das Drummer-Haus in Tutzing. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Florian Drummer möchte den Wohnsitz seines Großvaters in Tutzing in ein Gefüge mit Neubauten integrieren

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Es gilt als eher ungewöhnlich, dass Eigentümer aus eigenem Antrieb ihr altes Haus unter Denkmalschutz stellen lassen. Die meisten fürchten hohe Auflagen, verbunden mit teuren Kosten. Ein Abriss und meist lukrativerer Neubau fällt damit auch flach. Aber es gibt auch Ausnahmen. Menschen, die den besonderen Charme alter Gebäude schätzen und Familiensitze in Ehren halten wollen. So geschehen beim Drummer-Anwesen in Tutzing. Die Nachfahren von Josefranz Drummer, Ortschronist und Autor der Tutzinger Fischerhochzeit, die alle fünf Jahre den ganzen Ort auf die Beine bringt, riefen für das Anwesen im Jahr 2017 selbst den Denkmalschutz auf den Plan.

Nun möchte Josefranz' Enkel Florian Drummer das schlichte, jedoch durchaus zeittypische Landhaus aus dem 19. Jahrhundert behutsam restaurieren. Gleichzeitig sind auf dem großzügigen Grundstück an der Traubinger Straße, auf dem ein weiteres moderneres Haus steht, Neubauten gewünscht. Diskutiert werden zwei zusätzliche Häuser oder sogar drei, wenn der nicht-denkmalgeschützte Bestand abgerissen wird. Eigentümer, Planer und Gemeinde sind dabei seit vergangenem Sommer in - wie es heißt - durchaus konstruktiven Gesprächen, um für den sensiblen Bereich zwischen Bahnüberführung und der Kirche St. Joseph eine verträgliche, städtebauliche Lösung zu finden. Für denkbar gehalten wird die Gruppierung der vier Gebäude rund um einen Gartenhof. Erwogen wird die Aufstellung eines Bebauungsplans. Als wichtig erachten alle Beteiligten jedenfalls, dem alten Drummer-Haus einen angemessenen Freiraum zu erhalten.

Erbaut wurde der zweigeschossige Satteldachbau mit Veranda-Anbauten im Jahr 1880 für Julius Violand, vermutlich einen Gärtner. 1895 erhielt es einen Atelieranbau. Der wurde 1911 unter dem neuen Eigentümer, dem Direktor der Münchner Pschorr-Brauerei, Max Drummer, in eine verglaste Veranda mit Freitreppe umgebaut. "Als Gebäudetyp repräsentiert es das mittelständische Landhaus in spätklassizistischen Formen", so das Denkmalamt. Die Rede ist von "alpenländischem Heimatstil". Türen und Fenster sind fast vollständig im Original erhalten. Als Details sind eine Putzbänderung mit Ecklisenen und Traufband genannt, an der südlichen Traufseite eine verglaste Figurennische mit Madonnenfigur sowie im Keller ein preußisches Kappengewölbe. Kreisheimatpfleger Gerhard Schober bezeichnete es einmal als ein "Superbeispiel" für ein schlichtes Landhaus des einfachen Mannes.

Gut hundert Jahre später wirkt das Haus auf dem stark eingewachsenen Grundstück sanierungsbedürftig. Hübsche Details wie die Hausfigur und die Holzbalkone sind aber bis heute erhalten. Gerade die unprätentiöse Ausstrahlung machen das Gebäude, das bestimmt keine Villa sein will, besonders. Rundherum zeichnen sich an der Traubinger Straße massive Veränderungen und Verdichtungen ab. So stehen jetzt bereits auf dem "Roeckl-Grundstück" in unmittelbarer Nähe, das einst durch eine repräsentative Villa geprägt war, drei Mehrfamilienhäuser.

© SZ vom 11.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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