Neuer Oberst:"Ich will nicht nur Manager sein"

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Frank Schlösser soll die Führungsunterstützungsschule in Feldafing zur IT-Schule der Bundeswehr umbauen. Das ist angesichts der Baustelle im Maxhof durchaus wörtlich zu nehmen. Der Bund investiert 100 Millionen Euro

Interview von Otto Fritscher, Feldafing

Oberst Frank Schlösser, 54, ist seit Februar neuer Kommandeur der Führungsunterstützungsschule der Bundeswehr in Feldafing. Der Fernmeldeschule, wie sie von der Bevölkerung genannt wird, stehen gravierende Veränderungen bevor. Zum einen soll bis Ende 2020 der Standort Feldafing aufgelöst und der Umzug in die Pöckinger Maxhof-Kaserne erfolgt sein. Und dann wird die Schule in diesem Sommer umbenannt in "Schule Informationstechnik der Bundeswehr" (ITSBw) und infolgedessen dem neuen Kommando "Cyber und Informationsraum" (CIR) unterstellt. Wie er diese Aufgaben anpacken und lösen will, erklärt Schlösser im Gespräch mit der Starnberger SZ.

SZ: Sie waren zuletzt gut drei Jahre lang Büroleiter des Parlamentarischen Staatssekretärs im Verteidigungsministerium Grübel in Berlin. Eine ungewöhnliche Verwendung für einen Militär, der auch schon in der Division Spezielle Operationen gedient hat, Fallschirmspringer und dann Chef des Stabes einer Panzerbrigade war, und nun die Fernmeldeschule auf Trab bringen soll.

Frank Schlösser: Das stimmt so nicht, denn hier wurde und wird sehr gute Arbeit bei der Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten geleistet. Aber es ist natürlich so, dass sich auch die künftige "IT-Schule" neu aufstellen muss. Wir werden nach dem Umzug in den Maxhof eine der modernsten Ausbildungsstätten der gesamten Bundeswehr sein.

Wie viel wird in den Maxhof investiert? Und steht der Zeitplan noch?

Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf mehr als 100 Millionen Euro, davon allein rund 48 Millionen für das neue Lehrgebäude, das 83 Lehrsäle haben wird. Zeitlich sind wir im Plan.

Wird bei der Ausbildung künftig mehr Wert auf die Abwehr von Angriffen aus dem Cyberraum, also etwa dem Internet, gelegt?

Zurzeit wird diskutiert, was die Bundeswehr etwa bei einem digitalen Angriff auf die Bundesrepublik können muss und was sie darf. Klar ist, dass es nicht nur um die Bedienung unserer Führungs- und Informationssysteme bei der Ausbildung und im Einsatz geht. Deren Schutz vor Angriffen wird künftig stärker im Fokus stehen. Das wird auch die Ausbildung verändern. Und es geht darum, was "IT" zur Führung beitragen kann.

Bei der Ausbildung in der Informationstechnologie steht die Bundeswehr in Konkurrenz mit der Wirtschaft. Gibt es genügend Freiwillige, die sich zum "Bund" verpflichten?

Ich mache mir um den Nachwuchs keine großen Sorgen. Denn wir können eine Ausbildung bieten, die den Vergleich mit der Wirtschaft nicht scheuen muss. Und dazu kommen unsere Alleinstellungsmerkmale wie Kameradschaft, Teamgeist, Sport und die Möglichkeit, schon in jungen Jahren Führungsverantwortung zu übernehmen. Ähnlich wie in der Wirtschaft haben wir eher einen Fachkräftemangel.

Sie reden wie ein Politiker. Hat die Zeit in Berlin Sie geprägt?

Büroleiter beim Staatssekretär, der die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Verteidigungsausschuss des Bundestages vertritt, das ist schon eine ganz besondere Verwendung. An dieser Schnittstelle zur Politik zu arbeiten, war sehr interessant, man entwickelt Verständnis für politische Zusammenhänge.

Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?

Es ist mir wichtig, andere miteinzubeziehen, sich untereinander zu beraten, bevor ich eine Entscheidung treffe, für die ich dann voll verantwortlich bin. Aber der Weg dahin, das ist die Kooperation, das ist mir wichtig. Und ich will nicht nur Manager sein, sondern den direkten Kontakt zu den Schulangehörigen halten.

Von Berlin nach Feldafing, ein kontrastreicher Wechsel. Wollten Sie hierher?

Ich wollte hierher, ja, unbedingt. Und das nicht, weil der See so schön und das Gebirge so nah ist. Als Kommandeur einer Ausbildungseinrichtung habe ich die große Chance, auf junge Leute einzuwirken. Außerdem kenne ich den Standort Feldafing schon gut. Es schließt sich der Kreis, weil ich hier 1983 meine Offizierausbildung begonnen habe, dann in Folge beim Luftlandefernmeldelehrbataillon 9 im Maxhof und in den neunziger Jahren Hörsaalleiter in Feldafing war. Natürlich ist die Schule immer wieder umstrukturiert worden, aber das Umfeld ist mir bekannt. Ich habe in Tutzing und Percha gewohnt, nun in Gauting.

Haben Sie schon die Bürgermeister der Nachbargemeinden kennengelernt?

Ja, das ist mir wichtig. Wir müssen die Schule etwas mehr an die Öffentlichkeit bringen. Vor Aussetzung der Wehrpflicht gab es praktisch in jeder Familie jemanden, der die Bundeswehr erlebt hat. Heute ist das anders.

Heuer gab es im Fasching keinen Kasernensturm im Maxhof. Warum?

Das liegt an den Bauarbeiten. Nächstes Jahr werden wir neu entscheiden, ob ein Kasernensturm möglich ist.

Sie waren sehr dicht an Frau von der Leyen dran. Kommt sie zum Richtfest im Maxhof im Sommer?

Wir haben den Termin gemeldet und würden uns natürlich freuen, wenn das Richtfest möglichst hochrangig wahrgenommen wird, zumal das Ausbildungszentrum eine weit überregionale Bedeutung hat.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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