Neues Grundstück:Schnuckeliges Gymnasium mit Seeblick

Lesezeit: 2 min

Es ist geschafft: Herrsching erhält die so lange ersehnte weiterführende Schule. Landrat Karl Roth und Bürgermeister Christian Schiller präsentieren überraschend ein neues Grundstück.

Von Wolfgang Prochaska, Herrsching

Draußen lag ein grauer Januarhimmel über Herrsching. Im Rathaus der Ammerseegemeinde herrschte dagegen eitel Sonnenschein. Kurzfristig hatten Bürgermeister Christian Schiller (parteifrei)und Landrat Karl Roth (CSU) die Medien am Mittwochnachmittag zu einem Gespräch im Rathaus zusammengetrommelt, es musste also ein wichtiger Grund vorliegen.

Um es kurz zu machen: Die beiden konnten ein Grundstück für das Gymnasium in Herrsching präsentieren. Damit geht eine schier endlos lange Suche und ein langes Feilschen um Quadratmeterpreise, Tauschmöglichkeiten, unerwünschte private Baurechte und dergleichen zu Ende. Wenn der Kreistag im März auch dem Kauf des Grundstücks zustimmt, wovon Roth ausgeht, erhält Herrsching in etwa vier Jahren eine neue weiterführende Schule für etwa 600 Schüler. Schiller sprach deshalb von einem "Meilenstein", während Roth den Kauf als "Zukunftsinvestition auf 100 Jahre" bezeichnete. Aus diesen Worten konnte jeder entnehmen: Schiller und der Landrat waren bester Laune. Es fehlte nur noch der Champagner. Man beließ es bei Mineralwasser.

Tatsächlich hatten die beiden Politiker einen Coup gelandet. Denn noch vor Weihnachten sah es so aus, als bliebe ein Gymnasium in Herrsching weiterhin ein großer Traum. Aber wie Roth berichtete, liefen schon seit vergangenem August die Verhandlungen. Das Grundstück gehört der Erbengemeinschaft Nagl und Ketterer, die ihrer Heimatgemeinde etwas Gutes tun wollten, wie es Roth beschrieb. Das Areal liegt, aus Richtung Andechs kommend, am rechten Ortseingang von Herrsching. Gegenüber liegt das Schloss Mühlfeld, oberhalb begrenzt die Panoramastraße die Fläche. Das Grundstück hat 42 263 Quadratmeter, schätzungsweise 30 000 werden für das Gymnasium gebraucht. Oder man beschreibt es wie Landrat Roth in seiner Freude: "Wir bauen ein kleines, schnuckeliges Gymnasium mit Seeblick." Die Lage passe einfach zu Herrsching.

Große Freude bei Landrat Karl Roth. (Foto: trey)

Das kann man behaupten. Denn die Schüler, die mit der S-Bahn kommen, werden wohl einen der schönsten Schulwege in der gesamten Münchner Region haben. Sie steigen am Herrschinger Bahnhof aus und gehen dann auf der Seepromenade etwa zwei Kilometer zu ihrem Gymnasium. Am Nachmittag könnten sie noch schnell in den See hüpfen, bevor es heimwärts geht. Auf 35 Millionen Euro schätzt Roth die Kosten für das Gymnasium, einschließlich Turnhalle und Sportgelände.

Bei dem Areal handelt es vor allem um Ackerflächen, es wird also kaum Probleme mit dem Naturschutz geben. Oberhalb des Areals befinden sich Wohnhäuser, teils Einfamilienhäuser. Diese liegen aber laut Bürgermeister Schiller zehn Meter höher, sodass für die dortigen Bewohner wohl der Seeblick gewahrt bleiben wird. "Die Beeinträchtigung der Nachbarn wird sich in Grenzen halten", glaubt er. Im direkten Eigentum des Landkreises ist seit Dienstag ein Drittel des Grundstücks; die anderen zwei Drittel wurden in Erbpacht erworben - und zwar für 50 Jahre mit der Option auf weitere 25 Jahre. Der Preis pro Quadratmeter liegt wieder bei 70 Euro. "Der Erbengemeinschaft ging es darum, dass wir ein Gymnasium bekommen und nicht, dass man Profit aus der Sache schlägt", sagte Schiller. Man habe mitgekriegt, dass die Gemeinde und der Landkreis in "einer Sackgasse" steckten.

Bekanntlich sollte die Schule eigentlich in der Nähe des Gewerbegebiets gebaut werden. Allerdings wollte ein CSU-Gemeinderat für sein zentralgelegenes Grundstück mehr Geld haben - und blockierte damit eine Einigung. Wie Schiller weiter berichtete, war dieser bei den Sitzungen des Gemeinderats, als es um das neue Areal ging, ausgeschlossen worden aus Gründen der Betroffenheit. Durch die Grundstückskäufe in den vergangenen zwei Jahren ist die Gemeinde allerdings zu einem großen Grundbesitzer aufgestiegen. Laut Schiller besitzt sie nun ein 30 000 Quadratmeter großes Areal, allerdings nicht als zusammenhängende Fläche. Wenn der Kreistag im März zustimmt, soll es danach einen Architektenwettbewerb geben.

© SZ vom 15.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: