Neues Angebot:Weniger Stress durch "Little Bird"

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Das Gautinger "Kinderhaus" ist bereits Mitglied beim Eltern-Portal "Little Bird" zur Buchung von Betreuungsplätzen für Kinder im Vorschulalter. (Foto: Treybal)

In den Landkreis-Gemeinden kann die Suche nach einem Platz in Kindergärten und Tagesstätten nervenaufreibend sein. Gauting setzt neuerdings auf ein Online-Buchungsverfahren, das aber nicht von allen Trägern unterstützt wird

Von Michael Berzl und Klara Weidemann, Gauting

Zahlreiche Eltern von Kindern, die noch nicht zur Schule gehen, sind in diesen Wochen viel unterwegs - bei Informationsabenden, Anmeldeterminen oder Vorstellungen in Kindergärten. Denn einen Platz für Sohn oder Tochter zu bekommen kann kompliziert sein; in den Gemeinden im Landkreis Starnberg ist das Prozedere sehr unterschiedlich. Die Gautinger können dazu jetzt ein Internet-Portal benutzen, das soll die Suche einfacher machen: Seit Anfang des Monats läuft "Little Bird", mehr als hundert Eltern haben damit schon online Plätze reserviert, und auch die Stadt Starnberg interessiert sich dafür. Allerdings machen in Gauting nicht alle Einrichtungen mit. Der katholische Pfarrer sieht das neue Angebot sehr kritisch. In seinen Augen ist es zu teuer und eigentlich überflüssig.

Zusammen mit Garching und Erding gehört Gauting zu den drei Kommunen in Bayern, die das von einer Berliner Firma angebotene Elternportal benutzen. Mütter und Väter können sich damit daheim am Bildschirm einen Überblick verschaffen, welche Kindergärten es im Ort gibt, wie viele Plätze in einer Mittagsbetreuung oder in einem Hort angeboten werden und können auch gleich eine Reservierung abschicken. Ein halbes Dutzend Betreuungsverträge sind schon geschlossen worden, meldet das Programm der Gautinger Rathausverwaltung.

Der neue Service kommt gut an, stellt Alexandra Fleischhacker fest, die im Sozialamt des Rathauses die Projektleitung übernommen hat. In Gesprächen mit Eltern habe sie "nur positives Feedback" bekommen, berichtete sie, als die Gemeinde in der vergangenen Woche über den Start von "Little Bird" berichtete. Wer Fragen hat, kann sich unter der Telefonnummer 089/89337-171 an sie wenden.

Bürgermeisterin Brigitte Kössinger sieht in dem Online-Angebot eine deutliche Erleichterung für die Eltern: "Ich muss nicht zwölf Kindergärten abtelefonieren, bis einen geeigneten gefunden habe". Gleichzeitig verschaffe das Programm der Rathausverwaltung einen besseren Überblick, wie viele Plätze schon vergeben sind, und wie viele noch zur Verfügung stehen. Mehrfachreservierungen, die in den vergangenen Jahren regelmäßig zu theoretischen Engpässen geführt haben, können so viel besser gehandhabt werden. Auch für die Träger der Einrichtungen sieht Kössinger Vorteile, denn sie bekämen die Möglichkeit, sich und ihr pädagogisches Konzept online vorzustellen, über Betreuungszeiten und Personal zu informieren.

Die Starnberger beobachten mit großem Interesse, welche Erfahrungen die Gautinger mit Little Bird sammeln. Die Stadtverwaltung erwägt, ebenfalls so ein Buchungssystem einzuführen. Es könne "zeitnah" mit einer Einführung gerechnet werden, erklärte Rathausmitarbeiterin Mona Stolze. Bis jetzt regelt die Stadt die Verteilung der Kinder an die Kindergärten bei einem gemeinsamen Einschreibungstermin in der Schlossberghalle. Auch dieses Jahr haben sich neun Kindergärten bei dem Termin Mitte Februar vorgestellt. Eltern hatten die Möglichkeit, sich über Pädagogik, Konzepte und Öffnungszeiten der verschiedenen Einrichtungen zu informieren und die Kinder anzumelden. Die Zusagen erfolgen bis Pfingsten durch die jeweiligen Leiter der Kindergärten.

Aus der Gemeinde Gilching heißt es dagegen, dass kein Bedarf für ein neues Anmeldesystem bestehe. Seit Jahren gibt es dort ein zentrales Anmeldeverfahren: An unterschiedlichen Terminen können Eltern ihre Kinder für Krippen und Kindergärten anmelden. Im Rathaus werde dann verglichen, wie viele Anmeldungen wo eingegangen sind. Seit Einführung der zentralen Anmeldung gebe es daher auch keine Probleme mit Doppelbelegungen mehr.

Eine andere Variante praktiziert zum Beispiel die Gemeinde Berg. Dort melden Eltern ihre Kinder noch direkt bei den Einrichtungen an. Danach organisiert das Rathaus jedes Jahr einen Runden Tisch, an dem sich die Kindergartenleiter absprechen können. "So kommt es zu keinen Doppelbelegungen", erklärt Bürgermeister Rupert Monn. So ähnlich hatte das bisher auch die Gemeinde Gauting praktiziert.

In Berg steht dieses Treffen im März an. "Das ist immer eine nette Art und Weise, mit Kollegen in Kontakt zu kommen", berichtet Christoph Borchardt, Geschäftsführer des Montessori-Vereins in Biberkor. Bis jetzt habe dieses System auch stets gut funktioniert: Die Zahl der Anmeldungen werde bei den Treffen mit den Geburtenzahlen des Rathauses abgeglichen. Ein paar Unsicherheitsfaktoren kämen jedoch hinzu: "Berg ist ein Zuzugsgebiet", sagt Borchardt. Auch mit den neuen Flüchtlingen sei die Zahl der Kinder, die einen Platz brauchen, derzeit noch nicht ganz klar.

In Gauting setzen Bürgermeisterin und die Mitarbeiter im Sozialamt große Hoffnungen auf das neue Elternportal. Pfarrer Otto Gäng teilt diese Euphorie jedoch nicht. Er sieht vor allem den zusätzlichen Aufwand, den der Auftritt im Internet für ihn und die Kindergartenleiter mit sich bringe und beklagt, dass das Rathaus diese Arbeit nicht übernommen habe. Die Ausgaben von mehr als 40 000 Euro hält er für überflüssig und er bezweifelt, dass das Programm mehr Klarheit über den Bedarf und die Kapazitäten bringt.

Tatsächlich ist der Überblick wegen der Skeptiker nun lückenhaft, denn nicht nur die katholische Kirche mit etwa 140 Plätzen fehlt in dem Elternportal. Ein internatonaler Kindergarten, das Storchennest in Unterbrunn und die von einem Verein getragene "Spielkiste", sind ebenfalls nicht vertreten. "Ich schau mir das erst mal an, wie das jetzt so läuft", sagt Pfarrer Gäng. Offenbar aus großer Distanz.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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