Neuer Kiosk für Dießen:Denkmalschutz soll Stellung beziehen

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Mit dieser Architektur wäre der Denkmalschutz nicht einverstanden gewesen: der Entwurf für den geplanten Kiosk in Dießen. (Foto: oh)

Gemeinderat und Bürgerinitiative stellen einen Fragenkatalog zusammen, damit die Planung für den Bau eines Kiosks weitergehen kann. Nicht alle Gemeinderäte sind erfreut, dass der Bürgerentscheid erfolgreich war

Von Peter Bierl, Dießen

In der Debatte um den neuen Kiosk in den Dießener Seeanlagen sollen bis zur Gemeinderatssitzung am 18. April Fragen an Behörden, vor allem an das Denkmalschutzamt, gesammelt werden. Sie werden an dem Abend verlesen und weitergereicht. "Wir warten dann auf Antwort", sagte Bürgermeister Herbert Kirsch. Inzwischen haben einige Fraktionen sowie die Initiative um den Architekten Matthias Krapf, die per Bürgerentscheid die Pläne des Gemeinderates gestoppt hat, ihre Fragen schriftlich eingereicht.

Unabhängig vom Ausgang des Bürgerentscheides wäre der umstrittene Entwurf des Gemeinderates schon am Einspruch der Denkmalschützer gescheitert. Die Frage ist, warum weder die Gemeindeverwaltung noch der Planer vorher gefragt haben, ob ein Kiosk mit drei asymmetrischen begrünten Satteldächern neben dem denkmalgeschützten Pavillons der Künstlergemeinschaft ADK überhaupt gebaut werden darf. Damit hätte die Gemeinde viel Zeit und Geld gespart. Bürgermeister Herbert Kirsch hatte diese Frage vor dem Bürgerentscheid auf das Henne-Ei-Problem zurückgeführt. Gemeint ist, ob zuerst der Gemeinderat einen Beschluss fasst und diesen dann den Fachbehörden vorlegt, was formal korrekt ist, oder es schlauer wäre, vorher in Ruhe mit den Leuten darüber zu reden, was geht und was nicht, bevor man sich Ärger einhandelt.

In Dießen scheint es sich weniger um ein Henne-Ei-Problem, als um die Ehre der Gockel zu handeln. In der Sitzung unmittelbar nach dem Bürgerentscheid vom 13. März zeigten sich etliche Gemeinderäte verstimmt, dass eine Mehrheit der Bürger ihrem Kiosk-Plan eine so deutliche Abfuhr erteilt hatte. Hannelore Baur (SPD) stellte gar die Legitimation in Frage, weil nur 35 Prozent der Stimmberechtigten teilgenommen hatten, was nach den Vorgaben reicht. "Ein klares Votum bräuchte eine Mehrheit der Wahlberechtigten", fand sie.

"Ich fühle mich dem Entscheid verpflichtet", antwortete der Bürgermeister in der Sitzung. Kirsch schaut nach vorne. Er hat mehrfach erklärt, er wolle zusammen mit den Initiatoren des Bürgerentscheids einen neuen Entwurf entwickeln und ist auch für einen anderen Standort offen. "Wenn die Bürgerinitiative sagt, es gibt Alternativen, prüfen wir das", sagte der Bürgermeister. Dabei zweifelt Kirsch jedoch, dass der Kiosk an die Bahnunterführung gerückt werden kann, wie die Initiative vorschlägt. Die Bahn AG, der dieser Platz gehöre, werde ablehnen, vermutet er.

Im Gemeinderat schien dagegen die Bereitschaft zur Kooperation so unmittelbar nach der Klatsche eher verhalten. Mehrere zweifelten, dass der vom Rat einstimmig beschlossene Plan für einen Kiosk wegen des nahen ADK-Pavillon mit dem Denkmalschutz kollidiert. Die Aussagen aus dem Landesamt für Denkmalschutz würden unterschiedlich interpretiert, erklärte Kirsch. Darum sollen nun alle Beteiligten einbezogen werden. In Absprache mit Bürgerinitiative, Landratsamt, Denkmalamt und Regierung von Oberbayern werde man "so zügig wie möglich" die Unterlagen für den Architektenwettbewerb erarbeiten, den die Bürger per Entscheid durchsetzten. Die Bürgerinitiative möchte mit ihren Fragen klären, ob zwei andere Standorte in Frage kommen: Der eine läge direkt an den Bahngleisen an der Unterführung, die verkleinert werden könnte, so dass man Platz gewinnt, der andere neben der sogenannten Rialtobrücke am Bach. Die soll abgerissen und neu gebaut werden, was gleichfalls umstritten ist. Außerdem möchte Krapf wissen, was die Denkmalschützer davon halten, den Kiosk zwar am alten Platz zu bauen, in der Breite nicht größer als der abgebrannte Vorgängerbau, aber dafür nach Westen zum Bahndamm hin eine überdachte Fläche anzufügen.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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