Neue Pläne:Weichenstellung für Bahnhofsareal

Lesezeit: 2 min

Tutzing will zentralen Bereich von der Bahnhofstraße bis zum Martelsgraben attraktiv gestalten. Alte Baracken sollen in eine Anlage für Betreutes Wohnen verwandelt werden

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Das Areal rund um den Tutzinger Bahnhof gehört eher nicht zu den Schmuckstücken in der Seegemeinde. Jetzt will die Gemeinde den Bereich aufwerten und modern gestalten. Von einer Entwurfsskizze mit einer dreigeschossigen Bebauung entlang der Gleise an der Bahnhofstraße bis zum Martelsgraben zeigte sich der Gemeinderat in jüngster Sitzung mehrheitlich sehr angetan. Auslöser für die Aktivitäten ist, dass im November die Veränderungssperre für das "Aurelis-Grundstück", ein ehemaliges Bahngelände an der Heinrich-Vogl-Straße, wegfällt. Ein Bebauungsplan soll der Gemeinde Einfluss sichern, was auf dem Privatgrund entsteht, der jetzt noch mit alten Bahnbaracken vollgestellt ist. Das alte Bahnhofsgebäude würde die Gemeinde gern kaufen und damit Nachbargemeinden wie Feldafing und Pöcking nacheifern. Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) ist mit Vertretern der Bahn im Gespräch. Die Gespräche verlaufen aber offenbar zäh.

Von einer gegenwärtig "städtebaulich sehr desolaten Situation" sprach Planer Martin Büscher von der Arbeitsgemeinschaft Burgstaller/Büscher, bevor er einen Entwurf für das 16 765 Quadratmeter große Bahnhofsareal vorstellte. Zu sehen an der Seeseite der Gleise: Kein Riegel, sondern Einzelgebäude, die sich in der Höhe am Bahnhof orientieren sollen. Im Erdgeschoss wäre eine gewerbliche Nutzung denkbar, darüber Wohnungen, eventuell mit Sozialbindung. Auch von einem möglichen Schwesternwohnheim oder Wohnungen für Auszubildende war die Rede. Für die Straße wäre Büscher zufolge ein Shared-Space denkbar -Autos, Busse und Fußgänger nutzen den Raum gleichberechtigt. Die in der Sitzung gezeigte Simulation wollte das Rathaus nicht zur Veröffentlichung freigeben. Jetzt soll ein Rahmenplan das Vorhaben konkretisieren.

Das Augenmerk soll sich besonders auf die Parksituation rund um den Bahnhof richten. Bis in die Nebenstraßen hinein parken Pendler aus Bernried und dem Nachbarlandkreis Weilheim-Schongau alles zu, um an der Endstation Tutzing in die S-Bahn zu steigen. 450 Parkplätze gibt's momentan rund um den Bahnhof. 120 weitere wären laut Münchner Verkehrsverbund nötig, wie Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) im Gemeinderat mitteilte. Sie befürchtet allerdings, dass man mit einem größeren Parkangebot noch mehr Autofahrer anziehen würde. Für die Wohnprojekte im neuen Bahnhofsgebiet kann sie sich gut Car-Sharing vorstellen. Um die Parksituation zu entzerren, schlug Architekt Büscher ein Parkdeck vor, dass man an der Westseite der Gleise halb in den Hang schieben könnte.

Einen Kompromiss strebt Greinwald auf dem 3100 Quadratmeter großen Aurelis-Grundstück an. Dort wollte ein Bauunternehmer mit Partnern eine Anlage für Betreutes Wohnen und ein Mehrfamilienhaus hinsetzen. Die Gemeinde hätte lieber das Gelände gekauft und einen Handwerkerhof gehabt, verhängte 2014 eine Veränderungssperre für zwei Jahre. Nach zwei weiteren Verlängerungen um je ein Jahr sind die baujuristischen Mittel ausgeschöpft. Inzwischen erachtet Planer Büscher den Standort doch als sinnvoll für Betreutes Wohnen. Um massive Neubauten nach § 34 Umgebungsbebauung zu verhindern, soll ein Bebauungsplan den Umfang festsetzen. Büscher schlägt als "kleines Kompromisskonzept" drei Gebäude mit verbindenden Elementen vor, maximal 2000 Quadratmeter Wohnfläche und maximal 9,50 Meter Wandhöhe. Im Erdgeschoss könnte nicht störendes Gewerbe unterkommen, etwa eine Arztpraxis oder Physiotherapie. Weil es Bedenken gibt, dass die Wohnungen frei verkauft werden könnten, soll das Grundstück als Sondergebiet ausgewiesen werden.

© SZ vom 09.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: