Nepomuk:Zu viel der Kunst

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Die Weßlinger haben nicht immer Glück mit ihren geschenkten Statuen. Entweder provozieren sie oder sie sind nicht standfest

Es gibt Leute, die haben einfach Pech. Da kann man nichts machen. Sie fahren seit 40 Jahren unfallfrei Auto, und just zu dem Zeitpunkt, an dem sie ihren Wagen verkaufen möchten, rammen sie einen Pfosten. Ich will nicht behaupten, dass ich auch zu dieser Spezies gehöre, aber wenn in der ersten Herbstnacht eine Stechmücke im Schlafzimmer ihr Unwesen treibt, dann ist das schon verdammtes Pech, zumal ich alle Mückenplagen des Frühsommers - und die waren nicht von schlechten Eltern - mit großer Souveränität überstanden habe. Kein Viech hat mich gestochen und kein Stecher hat sich in die Wohnung verirrt, obwohl sie mit viel Grün umgeben ist und die Balkontür stets offen stand. Vielleicht wird man ja dadurch leichtsinnig. Kann sein.

Nicht gerade viel Glück haben auch die Weßlinger, die ja sehr kunstsinnig sind, Maler und Poeten in ihren Reihen wissen und dennoch nicht ganz glücklich mit der Bildenden Kunst werden. Da bekamen sie von einer Wörthseer Bildhauerin eine schöne Skulptur geschenkt, die, man muss es sagen, oben herum ein wenig frei war - und kaum war das Ding am Uferweg des Weßlinger Sees aufgestellt, begannen die nicht gerade kunstvollen Verhüllungen oder farblichen Anmerkungen. Anscheinend fühlten sich doch einige Spaziergänger von dieser Schönheit irgendwie angeregt, in welchem Sinn auch immer. Nun also wird der Gemeinde eine weitere Skulptur als Geschenk angeboten, und zwar von einer früheren Galeristin, die viele Jahrzehnte in Weßling Ausstellungen in ihren Räumen organisierte. Das angebotene Stück hat den schönen Namen Pirouette, soll aber, wie ich gehört habe, nicht sehr standfest sein. Mein Freund Muther Michi, der nebenher auch noch Bürgermeister ist, wird sehr wahrscheinlich dankend ablehnen. Ja, er hat mit der Kunst nicht immer Glück, auch wenn er Gemeindechef eines kunstaffinen Ortes ist. Und weil wir schon in Weßling sind und beim Pech: Leider ist dem Weßlinger Bauhof beim Mähen und Auslichten von Büschen am Seeufer ein kleiner Fehler unterlaufen: Anstatt den abgestorbenen Baum umzuschneiden, der am Wegesrand steht, hat man kräftig in der Flora gewütet. Die steht jetzt oben ohne da. Aber vielleicht dachte der Bauhof, dies sei Kunst, denkt Euer Nepomuk.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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