Ja, liebe Weßlinger und Wörthseer, es war eine schöne Osterzeit, ich hoffe, ihr habt sie genossen. Ich meine nicht den Urlaub irgendwo in den Bergen oder auf Malle, ich meine schon den Urlaub oder die Ferien zu Hause. Welch eine Ruhe! Welch eine Stille! Wie ich aber gehört habe, sollen die Anwohner der Weßlinger Siedlung Höhenrainäcker und am Katzenstein in den ersten Tagen dennoch schlecht geschlafen haben. Immer wieder wachten sie auf, lauschten nach draußen und hörten doch nur: nichts. Auch die Wörthseer haben unruhige Nächte hinter sich. Und das lag nicht an dem Vollmond vor Ostern.
Es fehlte allen ein ganz bestimmtes Geräusch, sozusagen ein gewisser Lärmpegel. Und wer trägt die Schuld: die Bahn natürlich. Sie hat während der Ferien einfach wegen Bauarbeiten, die sicherlich überflüssig sind und nichts an den Verspätungen ändern werden, die Strecke der Linie S 8 bis nach Herrsching gesperrt. Jeder weiß doch, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und sich auch an den größten Blödsinn gewöhnt: zum Beispiel auf Facebook zu posten. Oder eben auf das Geräusch zu warten, wenn die S-Bahn am Haus vorbeifährt. Auch die laute Heizung abgestellter Züge kann ein Gewinn sein, man muss es nur gewohnt sein. Dann kann solch ein intensives Brummen einen richtig in den Schlaf singen. Gut, singen klingt jetzt übertrieben, aber so ähnlich haben es mir verstörte Weßlinger geschildert, die auf Lärm-Entzug waren. Ich habe sie bei mir übernachten lassen, weil meine Wohnung an einer viel befahrenen Bahnstrecke liegt und gleichzeitig eine Bushaltestelle vor der Haustüre hat. Ich kann euch sagen: Nach einer Nacht schon sah ich in dankbare und glückliche Gesichter. So glücklich waren die Weßlinger noch nie. Und ich konnte ihnen weiter Hoffnung machen: Ihr Lieben, sagte ich, ihr bekommt noch ein zusätzliches Rangiergleis und eine Expressbahn und die herrliche Umfahrung, das wird der beste Lärm-Cocktail aller Zeiten, prophezeit euer nepomuk