Nepomuk:Wenn's mal wieder länger dauert

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Wer mit der S-Bahn fährt braucht Geduld. Die Reise kann aber auch recht amüsant sein

Von Eurem Nepomuk

Was macht ein Bahn-Manager, wenn er pünktlich ankommen will? Genau. Er nimmt lieber das Auto. Bloß ein blöder Witz? Naja. Also kürzlich beim Stockdorfer Bahnhof, als wieder einmal aus einem extra dafür hingekippten Haufen symbolisch an paar Schaufeln Sand in die Luft geworden wurden, um zwei Wochen nach dem Beginn von Bauarbeiten ein Zeichen für den offiziellen Beginn der Bauarbeiten zu setzen, da war das schon so.

Die Örtlichkeit liegt naturgemäß ganz günstig, wäre prima mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, weil sich ja ein Bahnhof direkt in der Nähe befindet. Der nutzt aber wenig, wenn eine Signalstörung am Leuchtenbergring wieder alles durcheinander bringt. Ein Bereichsleiter vom MVV, der zum Spatenstich eingeladen war, blieb dann doch lieber in seinem Büro, der Pressesprecher der Bahn kam mit Verspätung. Selbstfahrer und daher pünktlich waren die Bürgermeisterinnen, ein Bahnhofsmanager und ein Mann vom Innenministerium.

Allerdings lässt es sich nicht immer einrichten, aufs Auto auszuweichen, zumal für die diejenigen, deren Arbeitsplatz sich im Führerhaus einer S-Bahn befindet. Von dort aus hat dann der Zugführer am Nachmittag, als durch einen Brand und drei andere Probleme das Chaos erst richtig losbrach, die Malaise sehr gelungen und humorvoll moderiert. Zwar deutete er zwischendurch an, er werde sich jetzt einen Strick nehmen. Aber andererseits: Er arbeite schon seit 15 Jahren bei der Bahn und das gerne, weil da immer etwas Neues passiere, das man so noch nicht erlebt hat.

Das können Schneeflocken auf den Gleisen sein wie in diesen Tagen, welkes Laub in der Oberleitung oder was halt so einem geregelten Zugverkehr in den Weg kommt. In diesem Fall Eingleisigkeit in Stockdorf, Brand in München und weitere Störfaktoren. Die Fahrgäste wurden während eines Halts in Gauting über all das gut unterrichtet, mussten sich zwischenzeitlich mit dem Hinweis abfinden: "Ich sehe immer noch ein Rotlicht", ehe schließlich doch aus den Lautsprechern die erlösende Nachricht erklang: "Ich sehe schon den ersten Zug, lassen Sie uns gemeinsam hoffen, dass bald der zweite kommt". Schade eigentlich, dass es analog zum Arzt-Witz, dem Ehe-Witz oder dem Känguru-Witz das Genre des MVV-Witzes noch nicht gibt. Zum Beispiel: Was ist der Unterschied zwischen der S-Bahn und einem Mann?

Na? Ist ganz einfach. Jetzt hab ich aber keine Zeit mehr für so einen Schmarrn. Es pressiert. Muss zur S-Bahn, die ist gleich da. Wer weiß, wann wieder eine kommt, fragt sich

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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