Nepomuk:Vorbildliches Berg

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Der Stau ist die Heimat des Landkreisbürgers. Gut, dass es am Ostufer so viele Zweit- und Drittwagen gibt. So bleibt der Stau erhalten

Von EUER NEPOMUK

Es wird in diesen Tagen ja viel, vor allem von den Grünen und von der SPD, am Landkreis herumgemäkelt. Die Grünen haben Angst, dass im Starnberger See nach Öl oder Gas gebohrt wird und haben mit Tutzing die erste frackingfreie Gemeinde kreiert. Die SPD wiederum fürchtet um die Energiewende, die nicht so recht vorankommt. Die Genossen wollen wieder einmal die Sache an einem runden Tisch bereden, den sie Werkstatt nennen, damit alles besser wird. Werkstatt ist übrigens ein guter Name, denn er klingt irgendwie nach Unfall.

Da lobe ich mir die CSU: Sie ist frei von Befürchtungen und Ängsten und weiß genau, was der Landkreisbürger will - vor allem seine Ruhe. Die lässt sich allerdings nicht immer gewährleisten. Das liegt im Sommer an den vielen Feiern, Feuerwerken und Festivitäten und das ganze Jahr über am Verkehr. Es mag ja sein, dass der Landkreis ein Verkehrskonzept braucht und nicht Umfahrungsstraßen oder Tunnel. Aber was wäre der Starnberger Autofahrer ohne Stau? Richtig - er wäre heimatlos. Auch wenn ich mich jetzt schwer in die Nesseln setze: Ohne das Gefühl, dass man gleichberechtigt und Seit' an Seit' das gleiche Schicksal teilt, ist ein Leben im Landkreis nicht vorstellbar. Was ich sagen will: Es gibt nichts Demokratischeres als den Starnberger Stau. Und deshalb hat er auch seine Berechtigung. Im Grunde müsste er gehegt und gepflegt werden wie ein Biotop.

Zu dieser Erkenntnis sind bislang aber weder die Grünen noch die Naturschützer vorgestoßen. Die Bürger dagegen schon. Ich brauche mir nur den Fahrzeugbestand im Landkreis anzuschauen. Fast 90 000 Autos fahren herum, bei einer Einwohnerzahl von 132 000. Da staut es sich gut, mögen auch der Landrat und seine Verkehrsmanagerin das Busnetz weiter verdichten. Im nächsten Jahr soll der Bus sogar häufiger nach Berg und ans Ostufer fahren. Ja, wer will denn das! Gerade das Ostufer ist beim Autobestand führend und damit vorbildlich. Kennerhaft meinte die CSU in dieser Woche, als die Bus-Pläne vorgestellt wurden: "Ein Berger verzichtet nie auf seinen Zweit- oder Drittwagen!" Der Toni Maier von den Grünen hatte dies gehofft. Welch weltfremder Mensch, meint

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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