Ich weiß gar nicht, ob ich mit Euch überhaupt über so ein heikles Thema reden will: über Wahrheiten nämlich. Nun, weil ich einen Teil von Euch ja persönlich kenne. Und gemerkt hab', dass ihr erschreckend gerne flunkert. Hier was dazudichten, dort ein Detail weglassen. Ganz nach Gutdünken. Nur damit eine Geschichte gut klingt. Ja, so seid Ihr eben: kleine Übertreiber vom Dienst.
Dabei ist mir die Wahrheit ganz besonders wichtig. Ihr grinst jetzt sicher. Weil Ihr mir das nicht abnehmt, nur weil ich immer so lockere Reden führe. Aber das ist alles Tarnung. Ich kaschiere, dass ich im Grunde meines Herzens ein ganz ernster Kerl bin. Und übertreiben tue ich auch nicht, wenigstens nur ganz selten mal. Kein Vergleich mit Euch also. Ich bin für ungeschminkte Wahrheiten. Egal, von welchem meiner zweifelhaften Freunde ich Euch erzähle. Dafür stehe ich mit meinen Namen. Den Ausspruch habe ich übrigens, da will ich ehrlich sein, von meinem alten Freund Claus Hipp. Der steht für jedes Karottengläschen mit seinem guten Namen. Hat mich immer beeindruckt, der Satz. Ungeschminkt ehrlich.
Apropos ungeschminkt. Ein anderer alter Freund von mir, der Gum Wolfram, der Bürgermeister in Seefeld ist und ein Spaßmacher und Kasperl vor dem Herrn, will wieder eine Drogerie in seinem Ort. Jetzt werdet ihre Euch fragen, was bitte reizt ihn an diesem Laden, in dem es doch sowieso nichts gibt, was Männer richtig glücklich macht. Ausgenommen Memmen. Aber das ist mein Freund Gum natürlich nicht. Er ist ein stahlharter Kerl in allen Lebenslagen. Und nun verrate ich Euch ein Geheimnis: Der Gummibär will den Laden gar nicht wegen sich, sondern wegen der Seefelder Frauen - seine Petra womöglich eingeschlossen. Die müssen nämlich, mangels Drogerie, seit geraumer Zeit völlig ungeschminkt durch die Gegend laufen, sagt er. Und, wie schlimm das wirklich ist, das überlässt Eurer Fantasie heute getrost
Euer Nepomuk