Nepomuk:Tausche Ente gegen Zebrafinken

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Im Landkreis fehlt der Zebrafink, ein hübsches und kluges Tier, für das nur eines zählt: die wahre Liebe

Kolumne Von Eurem Nepomuk

Jetzt kommen's ja bald wieder zurück, die ganzen Flüchtigen. Bachstelze, Gartenrotschwanz und wie sie alle heißen. Weil ihnen der Sommer bei uns am See dann doch lieber ist als die Sonne in Afrika. Und so sehr ich mich auf den Gesang des Kuckucks auch freue: Mein Herz schlägt neuerdings für den Zebrafinken. Leider lebt der in Australien und auf den Kleinen Sunda-Inseln, ohne groß herumzureisen. Alleine diese Sesshaftigkeit macht ihn mir sympathisch. Er sucht sich einen schönen Fleck und dann bleibt er dort - so wie die Starnberger halt auch. Doch diese kleinen Prachtfinken lassen mich in vielfacher Hinsicht staunen. Und dahinschmelzen, ehrlich wahr. Denn für diese kleinen Vögel geht es bei der Partnerwahl um Liebe.

Das haben Forscher am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen herausgefunden. Jahrelang dachten sie, dass die Farbe des Markierungsrings bei der Partnerwahl eine Rolle spielt. Rot kam immer besser an als alle anderen Farben. Jetzt sind die Vogelfreunde schlauer: Zebrafinkenweibchen suchen einen für sie passenden, nicht unbedingt einen gut aussehenden Partner, so die neuen Ergebnisse. Weil die Weiberl gespannt haben, dass es viel zu aufwendig ist, miteinander um den Kronprinz zu buhlen. Was soll ich sagen? Da ist der Zebrafink so manchem Starnberger weit voraus. Zwar tragen die Manderl hier keine farbigen Ringe, aber ohne lackierte Kutsche kommens auch nicht zur Promenade runter. Und da sitzen die Damen schon auf den Terrassen, die Decke über die Knie und das Glas in der Hand. Ach Zebrafink, denk ich mir da manchmal: Du kluges kleines Tier! "Für eine optimale Brutfürsorge ist es wichtig, dass sich die Partner gut verstehen - und nicht Schönheit", schreiben die Forscher über dich. Wahrscheinlich wurde dieses Geschöpf deshalb als einer der wenigen Vögel damit belohnt, riechen zu können. Das ist zumindest meine Vermutung.

Jedenfalls würde ich mir wünschen, dass es zumindest ein paar dieser Schönheiten zu uns an den See verschlägt. Im Tausch könnten wir ja ein paar von den Enten, die uns im Sommer die Wiesen versauen, nach Australien schicken. Der Zebrafink würde sich auch optisch gut machen bei uns, ist er eine echte Schönheit mit seinem roten Schnabel, den gerougten Wangen und dem Zebramuster auf dem Bauch. Starnberger Chic irgendwie. Ach ja: Lärm macht er auch keinen, zählt der Zebrafink nur zu den mittelmäßigen Sängern - und die Weibchen halten gänzlich den Schnabel. Wenn die in Australien die Enten nicht wollen: Ich würde auch gegen eine Bachstelze oder einen Kiebitz tauschen. Nur auf das Lied des Kuckucks mag ich ungern verzichten, verrät Euch Euer Nepomuk

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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