Nepomuk:Später Ruhm

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Was so ein Tief alles bewirken kann - zum Beispiel plötzliche Berühmtheit

Von EUREM NEPOMUK

Es ist doch immer das Gleiche: Gute Leute werden meist erst richtig berühmt, wenn sie mausetot sind. Nehmen wir zum Beispiel den Maler Franz Marc. Was haben die Leute damals gegrinst über seine blauen Pferde, gelben Rehe, über die Heuhocken im Schnee und über die Künstlervereinigung "Der blaue Reiter" überhaupt. Heute hat Marc in Kochel ein eigenes Museum und seine Bilder sind rasend teuer. Seinem Malerkollegen Vincent van Gogh erging es sogar noch schlechter. Er hat zu Lebenzeiten nur ein einziges Gemälde verhökert und sich aus Ärger darüber sogar ein Ohr abgeschnitten.

Keine Angst, das tue ich natürlich nicht. Ich mag meine Ohren und zwar beide. Aber, dass es die wirklichen Größen in ihrer Zeit schwer haben, ist eine Tatsache. Denken wir nur an Fernando Pessoa. Wer kannte den schon zu seinen Lebzeiten - niemand. Schon gar nicht in Durban in Südafrika, wo er aufgewachsen ist. Dort vergaß sogar sein Kindermädchen zuweilen seinen Namen. Und auch später im portugiesischen Lissabon lebte er unauffällig vor sich ihn. Dennoch hat Pessoa eine Lyrik zum Niederknien verfasst.

Der Einzige, den ich kenne, der schon zu Lebzeiten voll berühmt ist, ist mein guter alter Freund Josef Jägerhuber aus Starnberg. Der hat es auch verdient, denn er ist ein echter Wetterprophet und beobachtet schon seit der Erfindung des hundertjährigen Kalenders, was sich am Himmel tut. Und was sieht er da? Mich! Das Gewittertief "Nepomuk". Ich suche gerade den Landkreis heim, mit Starkregen, Blitz und Donner. Wenn ich es schaffe, auch mit etwas Hagelschauer. Angemessen heftig eben. Endlich einmal stehe ich im Mittelpunkt und habe die Ehre, heuer sogar den Beginn des Herbstes einzuleiten. Das verkündet mit stolzgeblähter Brust

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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