Nepomuk:Schwer allergisch

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Es gibt viele Ursachen für rote Pusteln am Körper - manchmal sind es sogar Kürbisse

Von Eurem Nepomuk

Es gibt inzwischen viele Menschen, die auf irgendetwas allergisch sind. Oder besser ausgedrückt: die auf etwas allergisch reagieren. Das können Katzenhaare, Muscheln oder Krankenhäuser sein, wie bei Goethe. Der Großschriftsteller ließ sich weder in Hospitälern noch auf Beerdigungen blicken. Ich weiß nicht, was er in den grauen Novembertagen gemacht hat, wahrscheinlich an seine fesche und junge Christiane gedacht, an die er immer gern gedacht hat und die er sehr spät heiratete. Dennoch ging er nicht auf ihre Beerdigung. Vielmehr widmete er ihr die schönen Verse "Du versuchst, O Sonne, vergebens,/ Durch die düstren Wolken zu scheinen!/ Der ganze Gewinn meines Lebens/ Ist, ihren Verlust zu beweinen." Ja, so eine Christiane kann und konnte an Novembertagen viel Sonnenschein bringen.

So poetisch sind die Grünen natürlich nicht. Dafür wiederum schwer allergisch. Zum Beispiel auf alles, was nicht mit dem Rad unterwegs ist. Ausgenommen sind Windräder. Wer mit einem Auto punkten will, muss schon elektrisch unterwegs sein, aber bitte nicht auf der Weßlinger Umfahrung, die bekanntlich jeder anständige Grüne ablehnt. Die Bürgermeister dieses schönen Landkreises haben andere Empfindlichkeiten. Man muss nur das Stichwort Anbau an das Landratsamt in die Runde werfen, schon löst man bei ihnen allergische Verwerfungen aus. Überhaupt gibt es neuerdings auf pekuniäre Angelegenheiten überraschende Reaktionen, die vorher keiner gekannt hat. Aber so sind halt Allergien: Sie kommen, aber nur wenige gehen. Die Sache mit den Zahlungen für die Seefelder Klinik wird in den westlichen Gemeinden noch eine Menge Pusteln hervorrufen - wenn nicht sogar tränende Augen. Da hilft nur eines: Augen zu und durch. Das gilt sowohl für Wörthsee als auch für Weßling und natürlich für Andechs.

Auch ich bin auf etwas allergisch, natürlich nicht so umfassend wie Goethe oder die Grünen. Meine Wenigkeit kann keine Kürbisse mehr sehen. Weder im Schaufenster noch am Straßenrand noch im Blumengeschäft. Diese orangenen Kohlköpfe sind mir ein Graus. Ein Kürbis ist nicht essbar. Punkt! Weder als Suppe noch herausgebraten oder sonst wie. Ein Kürbis gehört ausgehöhlt, mit einer Kerze versehen - und Ende. Meinetwegen hat er vorne noch ein Gesicht. Ich will ja kein Spielverderber sein. Herrje, ich seh' erste Pusteln, bis bald

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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