Nepomuk:Saustall im Weltall

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Warum auf der ISS viel Graffel herumliegt, Astronaut Matthias Maurer aber trotzdem immer saubere Socken hat

Kolumne von eurem Nepomuk

Leute, nie und nimmer erratet ihr, wo ich vergangene Woche war. Nein, nicht in Quarantäne. Einem Wassergeist kann so ein Virus rein gar nichts anhaben. Viel besser: Stellt euch vor, ich war auf der ISS, der Internationalen Raumstation. Hab' mal bei meinem guten Freund Matthias Maurer vorbeigeschaut. Der ist nämlich Astronaut, und das wollte ich als Kind auch immer werden. Jetzt werdet ihr euch sicher fragen, wie das denn geht, so vom Grund des Starnberger Sees rauf ins All. Also, da haben mir meine Freunde vom DLR geholfen. Ihr wisst schon, die im Raumfahrtkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen, von dem aus Matthias Maurer von der Erde aus betreut wird.

Und das kam so: Der Matthias hat nämlich einen kleinen Behälter mit einem zehn Meter langen Bilderstreifen mit in den Orbit genommen. Darauf befanden sich die gezeichneten Selbstporträts von Kindern aus 30 Schulklassen. Sogar Klassenmaskottchen hätten die Kinder gemalt, jubelte die Sina vom DLR-School-Lab. Aber Maskottchen, pfff: Die Sina kann wohl einen veritablen Wassergeist nicht von einem lächerlichen Maskottchen unterscheiden. Aber egal. Als der Matthias im All nun den Streifen entrollt hat, da ist nicht nur die gemalte Klasse 3 a der James-Krüss-Grundschule in Gilching gemeinsam mit 29 anderen Klassen in der Schwerelosigkeit geschwebt, sondern auch: ich! Ehrlich, das könnt ihr ruhig glauben. Als Erstes war ich ja ganz erschrocken von der großen Unordnung, die der Matthias da in seinem Raum hat. Überall hingen Kabel und Geräte herum. Ein echter Saustall, sag' ich euch.

Aber dem Matthias macht das gar nichts aus. Super entspannend sei die Schwerelosigkeit, schwärmte er. Fast so wie im Wasser, nur dass es nicht nass ist. Am meisten haben mich aber seine weißen Socken beeindruckt. In der Raumstation schwebt der Matthias strumpfsockig herum. Und weil es keine Waschmaschine gibt, werden Socken selten gewechselt. Als der Matthias voller Begeisterung einen Purzelbaum geschlagen hat, habe ich ganz genau gesehen, dass die Socken an den Fußsohlen strahlend weiß waren und nicht so gräulich-dreckig wie meine.

Kein Wunder. In der Schwerelosigkeit fallen keine Krümel auf den Boden. Das schwebt einfach nur so rum. Und deswegen wurde der Bilderstreifen auch auf einen Spezialstoff und nicht auf Papier gedruckt. Beim Abrollen hätte das Papier nämlich viel zu viel Staub produziert - und Staubwolken will kein Astronaut vor seinen Augen haben. Am liebsten wäre ich für immer im All geblieben. Aber dann fiel mein Blick auf den Stundenplan vom Matthias: Durchgetaktet auf die Minute. Also, das ist dann doch nichts für mich. Ich brauche meine kreativen Schaffenspausen. Und im See zu treiben ist auch ganz schön, findet...euer Nepomuk

© SZ vom 22.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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