Nepomuk:Kulturalistischer Kraftort

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Die Stimmung bei Schloss Fußberg in Gauting ist besonders, manche bezeichnen den Ort gar als mystisch. Jetzt soll in einen Schuppen im Park ein Café einziehen - und das soll auch noch passen

Von Eurem Nepomuk

In der Gegend zwischen Seachtn, Sisi-Schloss und Arschbackenbergerl gibt es einige Merkwürdigkeiten. Außer ein paar Kraftorten, die der einschlägig beseelte Fritz Fenzl hier lokalisiert, in Gauting auch ein Schloss, das kaum feudaler aussieht als das alte Schulhaus in Weßling, in dessen Dachstuhl aber mal feudal viel Geld verbastelt wurde. Später ist auf geheimnisvolle Weise im Park an der Würm hektoliterweise Trinkwasser versickert. Aber das nur am Rande. Eigentlich geht es darum, dass das Fleckchen auch ein ganz besonderer Ort ist. Bestimmt auch ein Kraftort. Mythisch, mystisch, mit Aura und Vibrations und all sowas. Fragt ein paar Gautinger, die könnten euch was erzählen. Echt jetzt.

Kein Wunder, dass sich einst der Karl Theodor Maria Freiherr von Hallberg-Broich dort wohl gefühlt hat. Ein Abenteurer und Reisender, Schwadroneur und Frauenversteher und auch sonst eher schrullig, der sich als Eremit von Gauting in Schloss Fußberg zurückzog. Seither liegt diese ganz besondere Stimmung über Schloss Fußberg mit allem Drum und Dran. Ganz wunderlich könnte einem dort werden. Diese Harmonie oft und dann wieder diese Gegensätze. Laut und leise, gut und böse. Im Schloss das Kapital (schnöde), in einem alten Schuppen davor die Kultur (lieb).

Mittenrein, in einen zweiten Schuppen, der jetzt schön hergerichtet ist und Salettl heißt, soll ein Café einziehen. Bei der Gemengelage mit Kraftorten und so muss der Gemeinderat den neuen Pächter natürlich mit besonderer Sorgfalt wählen. Das "Kulturalistische" bringe nixe, hat mir ein Pizzabäcker erzählt, der sich beworben hatte, aber nicht genommen wurde. Da fehlt einfach der Sinn fürs Feinstoffliche, respektive Gedöns.

Es muss halt passen. Das Kulturalistische und der Fettabscheider in der Küche, das Verhältnis zu den Schlipsträgern im Schloss, die schon in mancher Suppe ein Haar gefunden haben, und zur Anhängerschar des früheren Schlosscafés, die jetzt andere Bezugspersonen bekommen, als sie eigentlich wollten und sich daher ganz neu eingrooven müssen. Und nicht zuletzt zu den Leuten in der Remise gegenüber, wo Musik gespielt und manchmal sogar geheiratet wird.

Ach, es werden sich schon ein paar junge Würmtaler gefunden haben, die das in den Griff kriegen. Einstweilen schon mal eine Idee, wie das neue Café heißen könnte. Wie wär's mit: Zum Broich? Oder: Beim Eremit. Über eine Einladung zu einer Eröffnungsfeier im Juni würde ich mich jedenfalls sakrisch freuen. Immer ganz vorn dabei, wenn es etwas Leckeres zum Essen gibt, Euer Nepomuk

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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