Nepomuk:Konzertante Mäher

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Was Grünflächen und Musik miteinander zu tun haben

Von eurem nepomuk

Nein ehrlich Leute, da sehen Beethoven und Brahms wirklich alt aus, hornalt sogar. Wenn dieser Tage aus so ziemlich jeder Himmelsrichtung in Nachbargärten vertraute Geräusche erklingen. Das hat Konzertcharakter. Ich kann das beurteilen, ich habe nämlich das absolute Gehör! Kann wirklich jedes noch so kleine Kreuz oder b ganz genau erkennen. Hab' das als Kind schon gelernt, bei meinem Großvater. Der hat nämlich Geige gespielt. Wer auch einen Großvater hatte, der Geige spielte, weiß wovon ich rede. Der meine war jedenfalls ganz begeistert von seinem Instrument, dabei spielte er absolut mies. Echt zum fürchten. Das könnt Ihr euch so vorstellen, als würden drei ätzende Nachbarbuben gleichzeitig auf den Schwanz vor Kater Karlo hüpfen. Ja, aber seitdem hab' ich dieses absolute Gehör. Und stolz darauf bin ich auch. Es ist nämlich so ziemlich das einzige, was außergewöhnlich an mir ist - bis auf meinen tollen Humor natürlich und mein rasches Denkvermögen, die tolle Urteilskraft und den Sachverstand. Das will ich aber gar nicht hervorheben.

Ich verrat' Euch jetzt was: Die Rasenmäher aus der Nachbarschaft sind absolut fachkundig auf unterschiedliche Tonarten gestimmt - je nach dem, wer neben wem wohnt und wer lieber morgens mäht oder länger schläft. Das macht das Konzertante aus. Das ist auch der Grund, warum Rasenmäher absolut nicht stören. Im Gegenteil, sie klingen klasse, auch wenn Ihr Banausen das vielleicht nicht erkennt. Anders wird es dann wieder im Herbst, wenn einige die schrägen Laubsauger rausholen. Die machen wirklich Lärm! Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Recht leise und hingebungsvoll arbeitet sich hingegen der Schlingpflanzenmäher auf dem Weßlinger See voran. Wenn er kommt, dann bin ich immer live dabei. Ist praktisch so ein fixes Datum für mich - so wie Weihnachten, Ostern, die Zeugen Jehovas und der Staubsaugervertreter. Die will ich auch nie verpassen. Darum habe ich mir im Kalender die drei Tage, in denen das Mähboot über den See schippert, auch schon rot im Küchenkalender angekreuzt: 8. bis 10. Juni, also Montag, Dienstag, Mittwoch. Da bin ich in Weßling. Denn es schaut jedesmal echt sinnlich aus, wenn der Typ mit seinem fetten Bootsrechen über den Seegrund streift und dann die Algen und Schlingpflanzen, die sich darin verfangen, liebevoll rausrupft.

Also, ich hoff', ich treff' Euch dort- außer natürlich, ihr habt wieder mal an mir rumzunörgeln. Dann bleibt lieber daheim, ihr Fadnasen, das rät in Freundschaft euer nepomuk

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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