Nepomuk:Gefühlte Ewigkeiten

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Warum der Starnberger Stadtrat manchmal besser ist als der Inninger Gemeinderat

Von Eurem Nepomuk

Also mal ganz ehrlich: Manchmal ist es hier im Landkreis wirklich schlimm. Sogar für einen wachsamen Geist. Damit meine ich mich. Und zwar nur mich. Denn andere Geister gibt's hier nicht. Zumindest habe ich noch keinen getroffen. Auch wenn ich bereits seit gefühlten 100 Jahren nach Gleichgesinnten suche. Vergeblich. Mit fatalen Folgen für mich: Ich mutiere mehr und mehr zum Menschen, fühle mich immer mehr in sie ein. Vor allem wenn es sich um Kommunalpolitiker handelt. Sie verdienen wirklich mein allergrößtes Mitgefühl.

Nein, die Rede ist nicht von den Starnbergern - wenngleich ich mir gut vorstellen kann, dass sich dort der eine oder andere Rat mittlerweile klammheimlich fragen dürfte, warum er sich das angetan hat. Seine Zeit kann man hier, in einer der schönsten Regionen des Landes, besser verbringen, als sich bei schier endlosen Terminen herumzustreiten. Ich jedenfalls habe mir aus diesem Grund die Bürgerversammlung am Dienstag in Starnberg gespart und bin stattdessen lieber in die Sitzung des Gemeinderats in Inning gegangen. Weil ich mir gedacht hab', dass es dort sicher etwas netter ist. Und unterhaltsamer. Aber was sag' ich Euch: Unerträglich war es. Stinklangweilig. Eine halbe Ewigkeit lang haben sich die Räte mit den Änderungen des Flächennutzungsplans befasst. Dabei war es um so weltbewegende Fragen gegangen wie, ob irgendein Passus mit dem Wörtchen "nur" ergänzt werden muss oder eben nicht. Und sollte es noch um irgendetwas anderes Wichtiges gegangen sein, kann ich Euch das jedenfalls nicht erzählen. Ich habe tief und fest geschlafen.

Wieder aufgewacht bin ich erst später. Und zwar just dann, als es um die Schlussrechnungen für den neuen Bauhof ging. Da tauchte ein Posten auf, der nie ordnungsgemäß ausgeschrieben worden war. Klar, dass das recht ärgerlich ist. Deshalb kam die Grüne Barbara Wanzke ja auch auf die Idee, sämtliche Leistungsverzeichnisse künftig im Rat zu prüfen. Eine schreckliche Vorstellung, die nur zur Folge hätte, dass das Gremium künftig nicht einen Abend, sondern eine Woche lang tagen würde. Das empfand dann zum Glück auch Johann Ritzer als Zumutung: "Dann suche ich mir einen anderen Gemeinderat." Ein hervorragender Gedanke, den er zwar nicht umsetzen kann, ich aber schon. Wenn ich bloß wüsste, welches Gremium ich nehmen soll. Da bleibt nur der Starnberger Stadtrat. Dort ist es zwar nicht nett. Aber dafür wenigstens aufregend, findet

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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