Nepomuk:Fünf Richtige beim Bullshit-Bingo

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Mit diesem Spiel aus Phrasen und Plattitüden lässt sich jeder Wahlkampfabend aushalten

Kolumne von Eurem Nepomuk

Bingo! Fünf Wahlkampfphrasen in einer Reihe. Und gewonnen. Was das soll? Das ist "Bullshit-Bingo". Das bringt ein bisschen System und Unterhaltung in jede Wahlkampfveranstaltung mit endlosen Reden. Sonst artet die Zeit bis zur Kommunalwahl im März in reinen Stress aus. Und das muss ja nicht sein. Liebe Leute, es vergeht doch kaum ein Abend, an dem nicht irgendwo eine Partei oder Gruppierung ihre Kandidaten und Ziele vorstellt. Allein diese Woche: am Dienstag die Grünen in Herrsching, am Mittwoch die CSU in Starnberg, am Donnerstag die Freien Wähler in Gilching und am Freitag der Freie Bürgerblock in Inning. Und so geht das weiter: Miteinander-Füreinander, Bürgergemeinschaft, Einigkeit und Zweisamkeit, die Unabhängigen, die parteifreien Unabhängigen und die ganz Unabhängigen. Als gute Demokraten müssen wir da aber hin, um uns aus erster Hand zu informieren, was die alles so zu bieten haben. Das kann manchmal ein bisserl zäh sein. Und da hilft eben: Bullshit-Bingo.

Im Prinzip geht es beim Bingo doch darum, aufgerufene Ziffern auf einem Zettel mit zufälligen Zahlenreihen zu umkringeln. Wer fünf in einer Reihe hat, darf "Bingo" rufen und hat gewonnen. Das funktioniert auch mit Floskeln: Wenn zum Beispiel Architekten über Ortsplanung reden, fallen früher oder später garantiert Begriffe wie "Sichtachsen", "Blickbeziehungen", "Barrierefreiheit" oder "Höhenentwicklung".

Aber jetzt lasst uns mal den Zettel vorbereiten für die nächste Wahlkampfveranstaltung. Also: "Verdichtung mit Augenmaß" muss unbedingt drauf. Das kommt immer, egal ob bei Grünen oder CSU. Dann noch: "Verkehrsentlastung", "Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte", "lokales Gewerbe stärken" und "Ressourcen schonen". Gern auch "Klimaneutralität". Bei Bürgermeistern ist sicher dabei, dass sie "für alle Bürger da sein" oder selbige wenigstens "mitnehmen" wollen, dass die Verwaltung "bürgerfreundlicher und transparenter" wird. So, das müsste langsam reichen, oder fällt Euch noch was ein? Am Wahlsonntag im März dann aber bitte aufpassen beim Ankreuzen. Dann ist es vorbei mit der Spielerei. Dann wird's ernst. Bingo!

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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